17.05.2023 / Ansichten / Seite 8

Geschasste des Tages: So-yeon Schröder-Kim

Felix Bartels

Pech ist, den richtigen Mann zur falschen Zeit zu treffen. Kim So-yeon hatte es, denn Gerhard Schröder war, als sie ihn kennenlernte, nicht mehr wohlgelitten in Deutschland. Weniger der Vergangenheit wegen, in der er als Austeritätskanzler an der Klasse, aus der er kam, Verrat geübt oder als Bombardeur von Belgrad einen Bürgerkrieg zum Vorwand genutzt hatte, Artikel 26 (1) des Grundgesetzes zu brechen. Man trug ihm vielmehr die Freundschaft mit Putin nach, den einen Punkt seiner politischen Biographie also, an dem er wirklich bloß Zaungast und nicht Akteur war.

So-yeon, seine No. 5., bekam nach schönster Sippenhaftung die Häme ab, die Gerd, ihre No. 2, auch ohne sie verursachte. Die hemdsärmligen Insta-Stories, in denen er ihr jovial den Unterschied von Hagebutten und Rosen falsch erklärte und Dornen mit Stacheln verwechselte, taten den Rest.

Nun hat Kim ihren Job verloren. Bei NRW Global Business, einer vom Bundesland betriebenen Gesellschaft zur Außenwirtschaftsförderung. Grund sei ihr Erscheinen beim Empfang der russischen Botschaft zum Jahrestag des Sieges der Roten Armee über die faschistische Wehrmacht. Repräsentanten von NRW Global Business wüssten, dass sie sich »bezüglich des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine« öffentlich zurückzuhalten haben, erklärte eine Sprecherin der Landesregierung.

Sprecher der NRW-Regierung hingegen sollten wissen, dass es einen Unterschied zwischen heute und gestern gibt. Vor dem Hintergrund des Vernichtungskriegs gegen die Sowjetunion verbietet sich, Russland den Respekt zu verweigern, gleich wie man zur russischen Politik von heute steht. Wie es sich auch vor dem Hintergrund des Holocaust verboten hätte, bei einer Gedenkrede des israelischen Präsidenten Peres sitzenzubleiben, gleich wie man zur israelischen Politik steht.

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