junge Welt: Jetzt am Kiosk!
Gegründet 1947 Sa. / So., 18. / 19. Mai 2024, Nr. 115
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben
junge Welt: Jetzt am Kiosk! junge Welt: Jetzt am Kiosk!
junge Welt: Jetzt am Kiosk!

50 Organisationen gegen Patentierung von Leben

BRD-Europa-Abgeordnete zur Ablehnung der Richtlinie aufgefordert

Vor der Entscheidung des Europa-Parlaments über die Patentierung genmanipulierter Organismen haben mehr als 50 Organisationen die deutschen Abgeordneten aufgefordert, die geplante Richtlinie abzulehnen. Wie Greenpeace am Dienstag in Hamburg berichtete, haben Ärzte-, Verbraucher-, Agrar- und Umweltorganisationen dazu eine gemeinsame Erklärung verfaßt. Über die Richtlinie »Rechtlicher Schutz biotechnologischer Erfindungen« soll das Europa-Parlament vom 14. bis 18. Juli in erster Lesung entscheiden.

In persönlichen Schreiben an alle 99 deutschen EU- Parlamentarier haben die Organisationen aus ökologischer und ökonomischer Sicht die Nachteile der Patentierung von Lebewesen begründet. Die Gentechnik-Industrie wolle sich mit der neuen Richtlinie genmanipulierte Tier- und Pflanzenarten patentrechtlich sichern lassen. Bisher seien in Europa Organismen und menschliche Zellen von der Patentierung ausgeschlossen.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Karsten Vilmar, habe dazu erklärt: »Mit Nachdruck ist darauf zu bestehen, daß der Mensch oder Teile des Menschen nicht patentierbar sind. Neue Erkenntnisse von natürlichen Gegebenheiten sind nämlich Entdeckungen, aber niemals Erfindungen. Patente können jedoch lediglich auf Erfindungen erteilt werden.« In der gemeinsamen Erklärung heißt es deshalb: »Der Mensch hat weder den Menschen noch Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen oder deren Bestandteile erfunden. Deshalb können sie auch nicht patentiert werden. Die Artenvielfalt ist ein Geschenk der Natur und Ergebnis agrarkultureller Leistungen vieler Generationen von Bäuerinnen und Bauern.«

Greenpeace-Experte Stefan Flothmann erklärte, »das Europa-Parlament stellt jetzt die entscheidende Weiche; entweder werden sich die Gentech-Unternehmen im Goldrausch Patente für alles, was lebt, sichern, oder der Schutz von Umwelt und Natur bleibt bestehen«. Was mit der Krebsmaus und mit Raps und Zuckerrüben begann, solle mit menschlichen Genen weitergehen.

Das Europaparlament hatte 1995 einen ersten Gesetzentwurf der Europäischen Kommission zur Patentierungsrichtlinie abgelehnt.

AP/jW

Mehr aus: Inland