Gemischte Gefühle
Von Jörg Tiedjen
Es war ein unerwartet mühsamer Start: Gastgeber Marokko hat sich beim Eröffnungsspiel des Afrika-Cups der Herren gegen die Komoren am Sonntag abend in der Hauptstadt Rabat überraschend schwergetan. Am Ende besiegte die hochgelobte, mit zahlreichen »Söldnern« aus den großen europäischen Ligen aufwartende Mannschaft, die noch am vergangenen Donnerstag in Katar gegen Jordanien das Finale des FIFA-Arabien-Pokals gewonnen hatte, den Außenseiter mit 2:0. Das Fußballglück wendete sich in der zweiten Halbzeit, nachdem die Marokkaner in den ersten 45 Minuten kein übermäßig souveränes Bild abgegeben hatten.
Nach einer fragwürdigen Elfmeterentscheidung hätte die marokkanische Mannschaft allerdings schon in der zehnten Minute in Führung gehen müssen, doch schoss Stürmer Soufiane Rahimi den Ball dem komorischen Torwart Yannick Pandor direkt vor die Füße. Wenig später dann der nächste Rückschlag: Verteidiger Romain Saïss erlitt einen Muskelriss und dürfte auch für den Rest des Wettbewerbs ausfallen. Nach dem Führungstreffer durch Mittelfeldmann Brahim Díaz in der 55. Minute hatten die Komoren zwar noch den Ausgleich auf dem Fuß, am Ende setzte sich aber die spielerische Überlegenheit der marokkanischen Auswahl durch, die in der 74. Minute mit dem 2:0 für die Entscheidung sorgte.
Auch die Eröffnungsfeier des Turniers, das bis zum 18. Januar dauert, hinterließ gemischte Gefühle. Der gesundheitlich angeschlagene König Mohammed VI. erschien nicht zu dem Großereignis, mit dem das Land bereits für das Jahr 2030 probt, wenn es neben Spanien und Portugal Hauptaustragungsort der FIFA-Herren-WM sein wird. Statt dessen nahm der 22jährige Kronprinz Hassan an der Eröffnung in strömendem Regen teil und ließ sich standesgemäß von den marokkanischen Funktionären der Reihe nach die Hand küssen – ein kurioser Einblick in die mittelalterlich anmutenden Herrschaftsrituale einer absoluten Monarchie.
Keine Rede war bei den Feierlichkeiten von den mindestens 37 Menschen, die vor einer Woche bei den Überschwemmungen in der marokkanischen Hafenstadt Safi ertrunken waren. Es gab keinerlei Gedenken an die Opfer dieser Katastrophe, wie auch in einer Erklärung der »Generation Z 212« bemängelt wurde. Die informelle soziale Bewegung hatte das nordafrikanische Königreich im September mit Protesten gegen unerträgliche Lebensbedingungen und kostspielige Großprojekte wie die Fußball-WM 2030 erschüttert. Hunderte Aktivisten waren danach von der Staatsmacht eingekerkert worden.
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