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Aus: Ausgabe vom 01.07.2025, Seite 16 / Sport
Fußball

Nur schlecht gezielt

Wie England in Bratislava das Finale der U21-Fußball-EM gewann
Von André Dahlmeyer
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Da geht’s dahin: Jonathan Rowe (M.) bricht deutsche Herzen (Bratislava, 28.6.2025)

Bei der 25. U21-Fußball-EM der Männer, die zum zweiten Mal in der Slowakei stattfand, kam es am Sonnabend zum Traumfinale zwischen Titelverteidiger England und der deutschen Auswahl. Beide Teams hatten bis dato beim Turnier durchaus begeistern können, beide hatten den Titel bislang dreimal eingebüchst (ebenso wie die Sowjetunion). Rekordgewinner sind mit fünf Titeln nach wie vor Italien (zuletzt 2004) und Spanien (zuletzt 2019). Am Ende wurde das Finale in Bratislava in der Verlängerung von Titelverteidiger England 3:2 gewonnen, das sich insgesamt zum bereits vierten Mal krönte. Ein Erfolg, der über die 120 Minuten völlig in Ordnung geht. Deutschland war über weite Strecken chancenlos. Spielentscheidend war der Treffer von Jonathan Rowe (­Olympique Marseille), der querschwebend in der Luft bereits in der zweiten Minute der Verlängerung eine Flanke von Tyler Morton unhaltbar einnickte. Dem hatte Deutschland dann nichts mehr entgegenzusetzen.

In der ersten Hälfte wurde die deutsche Elf von Lee Carsleys Jungs sogar ziemlich vorgeführt. Durch Einlochungen von Harvey Elliott (5. Minute) und Omari Hutchinson (24.), beide für den deutschen Torhüter Noah Autubolu unhaltbar, gingen die Engländer rasch mit 2:0 in Führung. Es sah nicht gut aus für die Deutschen. Viele technische Fehler, keine taktische Disziplin, es lief so rein gar nichts. Die deutsche Abwehr war ein Schweizer Käse, nur nicht so lecker. Einzige Hoffnung konnte nur noch sein, irgendwie in die Halbzeit zu kommen und sich neu zu sortieren. Gefühlt stand es 0:4. Doch dann geschah das Unfassbare.

Paul Nebel flankte von linksaußen und der Mainzer Nelson Weiper nickte die Pille vom Elferpunkt kurz vor der Halbzeitpause zum Anschlusstreffer in die englischen Reusen. Psychologisch klüger ging’s nicht. Keine geschmissenen Handtücher. Angeblich noch dabei. Nach dem Wechsel dann wirklich. Die deutsche Elf wirkte agiler, nach einer Stunde drosch Nebel, der seit der U15 mit dem Torschützenkönig des Turniers Nick Woltemade zusammenkickt, die Pille in den rechten Winkel zum Ausgleich. Feines Tor. Danach dominierte wieder England. In der 93. Minute knatterte Nebel ein Ballgerät an die Latte. In der letzten Minute der Verlängerung gelang dieses Ungeschick erneut dem Freiburger Merlin Röhl. Im deutschen Fernsehen hieß es: »Der Pechvogel mit dem Lattenschuss!« Nein, kein Pech. Nur schlecht gezielt. Zu wenig Glück. Keine Dramatik. Abgesehen davon war der eingewechselte Röhl immer anspielbar gewesen und sehr ballsicher. Das traf ja nicht auf alle seine Kollegen zu.

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