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19.06.2025, 19:43:56 / Kapital & Arbeit

»Grüner« Stahl: ArcelorMittal kippt Pläne für Bremen und Eisenhüttenstadt

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Standort in Gefahr? Werksgelände von ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt (2.3.2024)

Bremen/Eisenhüttenstadt. Der Stahlkonzern ArcelorMittal Europe verfolgt Pläne zur Dekarbonisierung der Flachstahlwerke in Bremen und Eisenhüttenstadt nicht weiter, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Aufgrund der Marktsituation und der fehlenden Wirtschaftlichkeit einer CO2-reduzierten Stahlproduktion könnten die Investitionen nicht weitergeführt werden. Der Konzern nimmt damit staatliche Fördergelder nicht in Anspruch. ArcelorMittal verwies auf eine Verpflichtung, die Entscheidung mitzuteilen, da der Vertrag mit der Bundesregierung über die Förderung von 1,3 Milliarden Euro den Beginn der Bauarbeiten für das Projekt bis Juni 2025 vorsah. Konkret geht es um den Bau sogenannter Direktreduktionsanlagen (mit Wasserstoff) und sogenannter Elektrolichtbogenöfen (mit Strom). »Wir wissen die Finanzierung durch die Bundesregierung und das Land Bremen sowie die Unterstützung des Landes Brandenburg für dieses Projekt zu schätzen«, erklärte Geert Van Poelvoorde, Chef von ArcelorMittal Europe. Aber selbst mit der finanziellen Unterstützung sei die Wirtschaftlichkeit der Umstellung nicht ausreichend gegeben.

Der Bremer Senat sprach von einer »Absage der Dekarbonisierung der Hütten«. Der Senat sei tief enttäuscht und verärgert, nachdem Politik und Unternehmen so lange gemeinsam an einer Perspektive für das Bremer Stahlwerk gearbeitet hätten. Der Senat habe unter großen Anstrengungen gut 250 Millionen Euro für den Umbau des Stahlwerkes bereitgestellt.

Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) sagte: »Dass ArcelorMittal sich von der Transformation der Stahlindustrie verabschiedet, ist nicht nur ein schwerer Schlag für den Bremer Wirtschaftsstandort und für die Zukunft der Hütte. Es ist vor allem ein schwerer Schlag für die Beschäftigten und ihre Familien.« Bovenschulte forderte vom Konzern ein Bekenntnis zum Werk und der Stahlproduktion in Bremen.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sagte, die Landesregierung unternehme alles, um mit den Beschäftigten, dem Bürgermeister, dem Unternehmen sowie allen Beteiligten die Arbeitsplätze im Stahlwerk in Eisenhüttenstadt zu schützen. »Der Industriestandort Deutschland und Europa darf nicht gefährdet werden.« Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) sagte: »Wir bedauern, dass das Unternehmen die zugesagte Förderung aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen und Förderauflagen sowie dem großen Wettbewerbsdruck auf den internationalen Stahlmärkten nicht in Anspruch nimmt.« (dpa/jW)

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