USA: Whistleblower darf Pharmakonzern verklagen

New York. Ein US-Berufungsgericht hat eine Whistleblower-Klage gegen Novartis wegen mutmaßlicher Schmiergeldzahlungen wiederbelebt. In der Klage werden dem Schweizer Pharmakonzern illegale Zahlungen an Ärzte vorgeworfen, um sie zu veranlassen, für sein Medikament Gilenya gegen Multiple Sklerose zu werben. Das 2. US-Berufungsgericht in Manhattan entschied am Freitag, dass der Whistleblower Steven Camburn versuchen kann zu beweisen, dass Novartis gegen das Bundesgesetz über unberechtigte Forderungen (False Claims Act) verstoßen hat, indem das Unternehmen Scheinvortragsveranstaltungen abhielt, um den Verkauf von Gilenya zu fördern.
Camburn, ein ehemaliger Vertriebsmitarbeiter von Novartis, behauptete, der Konzern habe Ärzten Tausende von Dollar gezahlt und sie zu Abendessen in gehobenen Restaurants eingeladen, damit sie auf angeblich lehrreichen Veranstaltungen sprechen, die in Wirklichkeit gesellschaftlicher Natur waren. Dies habe dazu geführt, dass staatliche Krankenversicherungsprogramme wie Medicare Part D, Medicaid und TRICARE betrogen worden seien, als Ärzte und Apotheken Erstattungsanträge für Gilenya einreichten, die durch Schmiergelder beeinflusst waren. Bezirksrichterin Myrna Perez sagte, Camburn habe hinreichend dargelegt, dass Novartis Vortragsveranstaltungen mit wenigen oder gar keinen legitimen Teilnehmern abhielt, Ärzte übermäßig für abgesagte Veranstaltungen bezahlte und Referenten auswählte, um das Ausstellen von Rezepten zu fördern, was zu der »starken Schlussfolgerung« führte, dass der Arzneimittelhersteller beabsichtigte, Betrug zu begehen.
Novartis und Anwälte des Konzerns reagierten nicht sofort auf Bitten um eine Stellungnahme. Die Anwälte von Camburn reagierten ebenfalls nicht sofort auf ähnliche Anfragen. Der False Claims Act ermöglicht es Whistleblowern, im Namen der Regierung zu klagen und an den Schadenersatzzahlungen beteiligt zu werden. Mit der Entscheidung vom Freitag wurde eine Abweisung vom September 2022 durch die US-Bezirksrichterin Kimba Wood in Manhattan aufgehoben und der Fall an sie zurückverwiesen. Camburn verklagte Novartis im Mai 2013, etwa zweieinhalb Jahre nach der Zulassung des Medikaments durch die Bundesbehörden. (Reuters/jW)
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Mehr aus: Kapital & Arbeit
-
Sanktionen ziehen nicht
vom 28.12.2024 -
Die greuliche Schuldenbremse
vom 28.12.2024