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22.08.2024, 18:28:36 / Ausland
Nahostkonflikt

Israelische Forderungen behindern Verhandlungen

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Israel will den »Philadelphi«-Korridor im Süden Gazas dauerhaft besetzen (Rafah, 1.7.2007)

Doha. Die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen haken Insidern zufolge an israelischen Forderungen nach einer weiteren Truppenpräsenz dort. Auch zu der geplanten Freilassung palästinensischer Gefangener gebe es deutliche Differenzen zwischen der israelischen Regierung und der Hamas, sagten zehn mit den jüngsten Gesprächen vertraute Personen – darunter zwei Hamas-Mitglieder und drei westliche Diplomaten – der Nachrichtenagentur Reuters. Die Hamas werfe Israel zudem vor, »in letzter Minute« neue Forderungen gestellt zu haben, sagte einer der Insider. Israel hatte diesen Vorwurf vor der jüngsten Gesprächsrunde vergangene Woche zurückgewiesen.

Alle Insider erklärten übereinstimmend, die Hamas sei insbesondere besorgt über die Forderung, israelische Truppen entlang von zwei schmalen Landstreifen zu belassen. Diese beiden Korridore verlaufen von Westen nach Osten quer durch den Gazastreifen. Der »Netsarim«-Korridor trennt dabei den Norden des palästinensischen Gebietes vom Süden und wurde von Israel während des aktuellen Konflikts geräumt. Er verhindert die freie Bewegung zwischen dem Norden und dem Süden. Den Insidern zufolge will Israel zudem eine Militärpräsenz im »Philadelphi«-Korridor aufrechterhalten, einem Grenzstreifen zwischen dem Gazastreifen und Ägypten.

Die Debatte über den »Philadelphi«-Korridor ist besonders für Ägypten sensibel, das auch eine Vermittlerrolle spielt. Die Regierung in Kairo hat erklärt, die Pufferzone sei durch den Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel von 1979 geregelt. Israel hatte die Kontrolle darüber im Mai übernommen und erklärt, die Hamas nutze ihn, um Waffen durch Tunnel nach Gaza zu schmuggeln. Diese sind nach ägyptischer Darstellung zerstört worden. Ägypten hat sich bereit erklärt, zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen im »Philadelphi«-Korridor vorzunehmen.

Zwei ägyptische Sicherheitsvertreter unter den Insidern sagten Reuters, Israel und die Hamas schienen bei allen Themen außer der Truppenstationierung bereit zu einer Einigung zu sein. Ein westlicher Diplomat und die zwei Hamas-Vertreter verwiesen zudem auf eine Forderung Israels im Zusammenhang mit einem geplanten Tausch von entführten Israelis gegen Palästinenser aus israelischen Gefängnissen. Die Hamas lehne die Forderung ab, dass viele von ihnen ins Exil gehen müssten, hieß es.

Stellungnahmen der beteiligten Länder zu den Angaben lagen zunächst nicht vor. Es wurde erwartet, dass die Verhandlungen in den kommenden Tagen in Kairo fortgesetzt werden. Grundlage soll ein Übergangsvorschlag der USA sein, dessen Inhalt zunächst nicht öffentlich gemacht wurde. Die Hamas hatte den Krieg am 7. Oktober mit einem Angriff auf Israel begonnen, bei dem die Islamisten nach israelischen Angaben 1.200 Menschen töteten und etwa 240 Geiseln nahmen. Israel reagierte mit einem Einmarsch in den Gazastreifen. Seitdem sind nach Angaben der palästinensischen Behörden dort mehr als 40.000 Bewohner getötet worden. Israel wird vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag vorgeworfen, einen Völkermord an den Palästinensern zu betreiben. (Reuters/jW)

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