Mehr antisemitische Vorfälle in Deutschland

Berlin. Der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Rias hat für das Jahr 2023 4.782 antisemitische Vorfälle dokumentiert. Es sind demnach rund 83 Prozent mehr als im Jahr davor. Vor allem seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober war der Anstieg sprunghaft: 2.787 Vorfälle geschahen von da an bis zum Jahresende. Es seien »absolut katastrophale Zahlen«, sagte der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, bei der Vorstellung am Dienstag.
Rias unterhält ein Netzwerk von Stellen in elf Bundesländern, bei denen Betroffene oder Zeugen Vorfälle melden können. Darunter sind Angriffe und Bedrohung, aber auch Anfeindungen, die nicht immer strafrechtlich verfolgt werden. Die Zahlen unterscheiden sich folglich von der offiziellen Kriminalitätsstatistik.
2023 gab es dem Bericht nach sieben Vorfälle mit extremer Gewalt, fünf davon lagen im Zeitraum nach dem 7. Oktober. Darunter ein versuchter Brandanschlag auf eine Synagoge in Berlin sowie Brandanschläge auf das Haus einer Familie im Ruhrgebiet. Hinzu treten 121 Angriffe, 329 gezielte Sachbeschädigungen, 183 Bedrohungen. Der größte Teil der Vorfälle, insgesamt 4.060, betraf »verletzendes Verhalten«.
Rias arbeitet mit einer leicht für den deutschen Kontext modifizierten IHRA-Arbeitsdefinition. Da diese aufgrund ihrer Unbestimmtheit auch Kritik an der israelischen Kriegs- und Besatzungspolitik als antisemitisch umfassen kann, wird sie von zahlreichen Antisemitismusforschern abgelehnt. (dpa/jW)
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