Baustopp wegen Arbeitskampf
Von Gudrun GieseIm Bauhauptgewerbe stehen Streiks bevor. Grund ist die Ablehnung eines vorliegenden Schlichterspruchs durch die Unternehmensseite am vergangenen Freitag. Die Industriegewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt (IG BAU) hatte dem Spruch zuvor zugestimmt.
»Jetzt wird gestreikt, und das massiv«, erklärte der IG-BAU-Vorsitzende Robert Feiger, nachdem die Tarifgemeinschaft des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie und des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes sich gegen das Schlichtervotum von Exbundessozialgerichtspräsident Rainer Schlegel ausgesprochen hatte. Die Gewerkschaft hatte den Kompromiss vor zwei Wochen akzeptiert, was ihr »einiges abverlangt« habe, so Feiger. Doch die IG BAU sei sich »der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung bewusst« gewesen. Deshalb habe sie Entgelterhöhungen von 250 Euro monatlich für jeden Baubeschäftigten zugestimmt sowie einem weiteren Plus nach elf Monaten von 4,15 Prozent im Westen und knapp fünf Prozent im Osten.
Mit dem Beginn der Streiks, zu denen die Gewerkschaft in der Bauindustrie, im Baugewerbe, in großen wie kleinen Unternehmen aufruft, sei auch das Aus für den Kompromiss besiegelt. »Wir drücken den Resetknopf«, kündigte der Gewerkschaftschef an. Gestreikt werde für die ursprüngliche Forderung nach einer Entgelterhöhung von 500 Euro monatlich über alle Lohngruppen hinweg. »Ich garantiere: Die Ablehnung des Schlichterspruchs wird den Bauunternehmen noch auf die Füße fallen, denn jetzt kann es nur teurer werden.« Die Streiks hätten allein die Bauunternehmen zu verantworten. Sie dürften auch den Auftraggebern von Bauprojekten erklären, warum ein Haus, eine Straße oder eine Anlage zur Produktion erneuerbarer Energieträger nicht fertig würden. Die rund 930.000 Beschäftigten im Bauhauptgewerbe seien enorm motiviert, den Arbeitskampf zu beginnen. Denn die Stimmung auf dem Bau liege »weit unter null«, so Feiger. Allzu lange seien die Mitarbeiter hingehalten worden.
Die Tarifverhandlungen waren Anfang April nach der dritten Runde gescheitert. Anschließend war die Schlichtung angerufen worden. Von seiten der Unternehmen hatte es eine magere Offerte von zweimal über etwas mehr als drei Prozent Entgelterhöhung bei einer Laufzeit von 24 Monaten gegeben. Das gleiche »die immens gestiegenen Lebenshaltungskosten in den vergangenen Jahren und Monaten einfach nicht aus«, erklärte damals IG-BAU-Verhandlungsführer Carsten Burckhardt. Die Argumentation der Unternehmensseite, dass es ihr wirtschaftlich zu schlecht für einen besseren Abschluss gehe, sei nicht richtig. Der Tiefbau, der Infrastrukturbau und der öffentliche Bau seien im Aufwind, so Burckhardt. Eingebrochen seien nur die Aufträge bei Ein- und Zweifamilienhäusern, aber auch das werde sich nach Prognosen zum Positiven wenden. »Ich verstehe es einfach nicht, wie kann man in Zeiten des Fach- und Arbeitskräftemangels so hartleibig sein?« Nachdem diese Haltung die Schlichtung überdauert hat, wird sich zeigen, ob die Streiks ein Umdenken einleiten.
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