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23.10.2023, 19:43:32 / Ausland

UN-Mission räumt vorzeitig weiteren Stützpunkt in Mali

In den Sand gesetzt: Ein Fahrzeug der Minusma-»Friedensmission«
In den Sand gesetzt: Die Minusma-»Friedensmission«

Timbuktu. Angesichts einer verschärften Sicherheitslage im Norden von Mali hat die dortige UN-Friedensmission (Minusma) vorzeitig einen weiteren Stützpunkt geräumt. Wie die Nachrichtenagentur AFP aus UN-Kreisen erfuhr, verließen die sogenannten UN-Friedenstruppen ihr Camp in Aguelhok im Norden des Landes »am Montag endgültig«.

Es ist bereits der zweite vorzeitige Minusma-Abzug in der zunehmend von Spannungen geprägten Region Kidal im Norden des Sahelstaates. Wie zwei Lokalpolitiker bestätigten, war das abgelegene Camp am Montag nachmittag leer. Demnach war es nicht offiziell an die malischen Machthaber übergeben worden.

Bereits am Samstag hatte die Minusma ihren rund hundert Kilometer von Aguelhok entfernten Stützpunkt nahe der Stadt Tessalit geräumt. Nach UN-Angaben erfolgte der Abzug unter »extrem angespannten und verschlechterten Sicherheitsbedingungen« aus Angst um »das Leben des Personals«. Der letzte Konvoi verließ Tessalit demnach in Richtung Gao, der größten Stadt im Norden Malis.

In Gao sind auch Bundeswehrsoldaten als Teil des deutschen Minusma-Kontingents stationiert. Das Deutsche Einsatzkontingent vor Ort sei »nicht von den Kampfhandlungen betroffen«, sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr am Montag AFP. Inwiefern sich die derzeitigen Entwicklungen auf die ebenfalls im Abzug begriffenen Bundeswehrsoldaten auswirken könnten, sei zum jetzigen Zeitpunkt »noch nicht absehbar«. Die Bundeswehr beobachte und bewerte die Lage in Mali kontinuierlich, sagte der Sprecher weiter. Ihm zufolge wurden bereits die deutschen Hubschrauber vom Typ CH-53 »im Rahmen des Redeployments nach Deutschland zurück verlegt«.

Die seit einem Putsch im Jahr 2020 regierende malische Militärregierung hatte Mitte Juni ein sofortiges Ende der UN-Mission verlangt. Zuvor hatten die Militärs bereits die französischen Streitkräfte zum Abzug aufgefordert und zunehmend auf die russische »Wagner«-Gruppe gesetzt.

Seit August hat die Minusma fünf Stützpunkte an die malischen Machthaber übergeben. Die Räumung der Lager in der Region Kidal gilt als besonders gefährlich, da der Abzug der Blauhelm-Soldaten die Rivalitäten um die Kontrolle über den Norden des Landes verschärfte.

Die Bundesregierung hatte schon 2022 den Abzug der Bundeswehr aus Mali beschlossen, der bis Ende 2023 erfolgen soll. Derzeit befinden sich noch einige hundert Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten in Mali. (AFP/jW)

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