Empörung über Krieg im Kaukasus

Baku. Der aserbaidschanische Angriff auf Bergkarabach hat in Armeniens Hauptstadt Jerewan am Dienstag Wut und Protest ausgelöst. Auf Videos in sozialen Netzwerken ist eine aufgebrachte Menschenmenge zu sehen, die von Regierungschef Nikol Paschinjan ein entschiedeneres Vorgehen sowie eine Unterstützung der armenischen Bewohner Bergkarabachs forderte. Berichten örtlicher Medien zufolge versuchten Demonstranten, in das von Polizisten umstellte Parlamentsgebäude einzudringen. Es wurden demnach auch Steine und Flaschen auf Polizisten geworfen.
Aserbaidschan hatte am Dienstag morgen einen breitangelegten Militäreinsatz gegen die Konfliktregion Bergkarabach mit dem vorgeblichen Ziel gestartet, Verstöße gegen einen bestehenden Waffenstillstand zu ahnden und »die verfassungsmäßige Ordnung« in der Region wiederherzustellen. Aserbaidschan fordert als Bedingung für das Ende seines Militäreinsatzes die Niederlegung der Waffen und die Abdankung der armenischen Führung in der Region Bergkarabach. »Die illegalen armenischen Militärverbände müssen die weiße Flagge hissen und alle Waffen abgeben, und das ungesetzliche Regime muss abdanken«, heißt es in einer am Dienstag von örtlichen Medien verbreiteten Erklärung der Präsidialverwaltung in Baku. Andernfalls würden die Kampfhandlungen bis zum Ende geführt, betonte die Führung der ehemaligen Sowjetrepublik.
Unterdessen fordert die Partei Die Linke, Druck auf Aserbaidschan auszuüben, damit der Militäreinsatz in Bergkarabach gestoppt wird. »Die Bundesregierung muss darauf hinwirken, dass alle bisherigen Abkommen zwischen der EU und Aserbaidschan ausgesetzt werden, solange der Krieg läuft«, erklärte Parteichef Martin Schirdewan am Donnerstag in Berlin. »Kein Blut für Gas!« Schirdewan warf Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) vor, sie schaue seit Monaten zu, wie Aserbaidschans Machthaber Ilham Aliyev die Menschen in Bergkarabach aushungere. »Die kleine Demokratie Armenien wird offenbar geopfert, damit Europa auch weiterhin sein Erdgas aus Aserbaidschan erhält«, meinte Schirdewan. Um sich bei Energieimporten von Russland unabhängig zu machen, setze man auf neue Partner wie Aliyev und gebe ihm so quasi freie Hand. (dpa/jW)
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