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Online Extra
08.06.2023, 18:48:36 / Ausland
Südamerika

Kein Waffenstillstand in Kolumbien

Zuversichtlich in die Verhandlungen: Die kolumbianische Senatori
Zuversichtlich in die Verhandlungen: Die kolumbianische Senatorin Maria Pizarro (r.) und ELN-Comandante Nicolas Rodríguez in Havanna (2.5.2023)

Havanna. Die erwartete Verkündung eines Waffenstillstands zwischen der kolumbianischen Regierung und der Guerillaorganisation Nationale Befreiungsarmee (ELN) ist vorerst nicht zustande gekommen. Eine Veranstaltung am Donnerstag zum Abschluss der aktuellen Runde der Friedensgespräche auf Kuba wurde kurzfristig auf unbestimmte Zeit verschoben. Man habe Staatspräsident Gustavo Petro und den ELN-Kommandanten Antonio García um einen weiteren Tag gebeten, um die Texte der erreichten Abkommen fertigzustellen, teilte die marxistisch-leninistische Guerillagruppe mit.

Kolumbianische Medien hatten am Mittwoch unter Berufung auf Regierungskreise berichtet, der linke Präsident Petro werde am Donnerstag nach Havanna reisen. Es werde erwartet, dass mit dem ebenfalls anwesenden García ein sechsmonatiger Waffenstillstand verkündet wird.

Die Gespräche in Havanna hatten am 2. Mai begonnen. Es handelte sich um die dritte Verhandlungsrunde, seit die Regierung von Petro, einem Exguerillero der Gruppe »M-19«, die Gespräche mit der ELN vergangenen November nach vier Jahren Pause wiederaufgenommen hatte. Die Vorgängerregierung des konservativen Präsidenten Iván Duque hatte 2019 nach einem Bombenanschlag der Gruppe auf eine Polizeiakademie in Bogotá mit 22 Todesopfern den Friedensprozess mit der ELN abgebrochen. Diesen begleitet neben anderen Ländern auch Deutschland.

Kolumbiens Bürgerkrieg zwischen linker Guerilla, rechten Paramilitärs und dem Militär brach 1964 aus. Etwa 220.000 Menschen kamen seitdem ums Leben, Millionen wurden vertrieben. Im Jahr 2016 unterschrieben die Regierung und die größte Rebellengruppe FARC nach Gesprächen auf Kuba ein Friedensabkommen. Allerdings lehnten einige sogenannte FARC-Dissidenten dies ab und gingen zurück in den Untergrund. Zahlreiche Exguerilleros wurden seit damals ermordet. (dpa/jW)

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