Großbritannien arbeitet falsche Betrugsvorwürfe bei der Post auf

London. Im Skandal um falsche Betrugsvorwürfe gegen Postmitarbeiter in Großbritannien soll eine öffentliche Untersuchung die Vorgänge rund um den folgenschweren Justizirrtum aufklären. Die am Montag begonnene Untersuchung unter Vorsitz des Richters Wyn Williams aus Wales soll unter anderem beleuchten, wann die Post von Fehlern in ihrem IT-System wusste – denn statt um die angenommene massenhafte Veruntreuung von Geldern hatte es sich lediglich um einen Softwarefehler gehandelt. Anwalt Jason Beer bezeichnete den Skandal am Montag als »schlimmsten Justizirrtum in der jüngeren britischen Rechtsgeschichte« mit Blick auf den Umfang und die Auswirkungen. »Leben wurden ruiniert, Familien wurden auseinander gerissen, Familien wurden obdachlos und mittellos«, sagte er.
In dem Skandal waren im Zeitraum von 2000 bis 2014 zahlreiche Menschen ins Visier der Post geraten, die als sogenannte Subpostmaster kleinere Filialen in Großbritannien betrieben. Nachdem das IT-System »Horizon« der Post vermeintliche Fehlbeträge meldete, wurde ihnen falsche Buchführung und Diebstahl vorgeworfen. Einige Betroffene landeten im Gefängnis, andere verloren ihre Arbeitsplätze oder wurden haftbar gemacht. 2019 urteilte der Oberste Gerichtshof, dass das IT-System fehlerhaft gewesen sei – 72 Urteile wurden daraufhin aufgehoben. Im vergangenen Dezember versprach die britische Regierung den Betroffenen eine Entschädigung. Zunächst soll es im Rahmen der öffentlichen Untersuchungen nun Anhörungen geben, bevor Richter Williams schließlich einen Abschlussbericht vorlegt. Erwartet wird, dass die Aufarbeitung noch den Rest des Jahres andauern wird. (AFP/jW)
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