Abbas warnt vor »Explosion« im Westjordanland

Ramallah. Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas hat vor einer Eskalation im Westjordanland gewarnt. Die Lage in dem besetzten Gebiet drohe wegen der israelischen Politik zu »explodieren«, erklärte Abbas am Donnerstag nach einem Telefonat mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Zwei Tage zuvor war Abbas nach Israel gereist, wo er mit dem israelischen Verteidigungsminister Benjamin Gantz zusammentraf. Es war das erste Mal seit 2010, dass er zu einem offiziellen Treffen mit einem israelischen Regierungsmitglied nach Israel reiste. Das Treffen von Abbas und Gantz sei eine »letzte Chance vor einer Explosion«, hatte auch der palästinensische Minister für zivile Angelegenheiten, Hussein Al-Scheich, erklärt.
Die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA berichtete, Abbas habe in dem Telefonat mit Putin auf die Notwendigkeit hingewiesen, die »einseitigen Praktiken« Israels in der Siedlungspolitik, bei der Beschlagnahme von Gelände und bei der Ausweisung von Palästinensern aus Ostjerusalem zu beenden. Das israelische Verteidigungsministerium hatte nach dem Treffen von Abbas und Gantz vertrauensbildende Maßnahmen angekündigt.
Das Westjordanland befindet sich seit 1967 unter israelischer Besatzung. Ostjerusalem nicht mitgerechnet leben in dem palästinensischen Gebiet fast 500.000 jüdische Siedler in Siedlungen, die völkerrechtlich illegal sind. Das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Ocha) verzeichnete in den ersten zehn Monaten des Jahres 2021 insgesamt 410 Angriffe israelischer Siedler auf Palästinenser. Im Vorjahr waren es im Gesamtjahr 358 gewesen. Auch wird immer wieder versucht, die Lebensgrundlage der palästinensischen Bevölkerung zu zerstören. So fällten laut WAFA israelische Siedler am Donnerstag Dutzende von Olivenbäumen, die einem palästinensischen Einwohner im Dorf Burin südlich von Nablus gehören, wie ein örtlicher Aktivist berichtete.
Laut einem Jahresbericht der israelischen Armee wurden 2021 auf Israelis im Westjordanland 100 Angriffe verübt, im Vorjahr waren es 60. (AFP/jW)
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