Geschäfte mit Dschihadisten: Ermittlungen gegen Lafarge gehen weiter

Paris. Frankreichs Justiz muss sich erneut mit dem Verdacht beschäftigen, der französische Zementhersteller Lafarge SA habe in Syrien Beihilfe zu Verbrechen gegen die Menschheit geleistet. Wie das Kassationsgericht als oberstes französisches Gericht am Dienstag in Paris entschied, soll das Pariser Berufungsgericht diesen zunächst verworfenen Vorwurf erneut in den Blick nehmen. Damit könnten weitere Ermittlungen gegen Lafarge drohen. Trotz des laufenden Krieges hatte der weltweit größte Zementhersteller im Norden Syriens bis 2014 ein Werk betrieben. Um den Betrieb aufrechtzuerhalten, zahlte das lokale Unternehmen Gelder in Millionenhöhe an die Terrormiliz »Islamischer Staat (IS).
Im November 2019 hatte das Berufungsgericht entschieden, das laufende Ermittlungsverfahren im Hinblick auf den Beihilfevorwurf einzustellen. Ermittlungen gegen das Unternehmen etwa wegen Terrorfinanzierung und der Verletzung eines Handelsembargos gingen aber weiter. Auch wenn das Berufungsgericht hinreichend Indizien dafür sah, dass die Dschihadisten Verbrechen gegen die Menschheit begingen, dies bekannt war und Gelder an die Bewaffneten geflossen waren, befand es, dass die Zahlungen nicht dazu gedient hätten, sich mit den begangenen Straftaten gemein zu machen.
Das Kassationsgericht widersprach dieser Argumentation. Auch ohne es zu wollen, könne man Beihilfe zu Verbrechen leisten. Dass die Gelder gezahlt worden waren, um die geschäftlichen Aktivitäten aufrechtzuerhalten, sei nicht entscheidend. Lafarge verwies nach der Entscheidung darauf, dass eine eventuelle Schuld nicht festgestellt wurde. Der Schweizer Mutterkonzern LafargeHolcim hatte bereits zuvor mitgeteilt, dass die Firma die in Syrien begangenen Fehler bereue. Es seien damals Schritte eingeleitet worden, damit sich diese nicht wiederholten. Die Nichtregierungsorganisation Sherpa sprach von einer historischen Entscheidung des Kassationsgerichts. (dpa/jW)
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Mehr aus: Ausland
-
Vertrauen in Umsturz
vom 08.09.2021 -
Auf der Flucht
vom 08.09.2021 -
Maduro zufrieden
vom 08.09.2021 -
Kampf gegen Stadtautobahn
vom 08.09.2021