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Aus: Ausgabe vom 11.05.2021, Seite 3 / Schwerpunkt

Hintergrund: Schnittstelle Industrie und Militär

Das 232 Quadratkilometer große »Gefechtsübungszentrum Heer« (GÜZ) bei Letzlingen in Sachsen-Anhalt begann seinen Ausbildungsbetrieb 1997 und beheimatet laut Bundeswehr das »modernste Simulationszentrum für die Streitkräfte Europas«. Auf ihm trainieren neben Soldaten der Bundeswehr auch solche von NATO-Verbündeten. Dabei werden vor allem Bodentruppen auf Gefechte vorbereitet. Mittels des »Ausbildungsgeräts Duellsimulator« (AGDUS) werden Kampfhandlungen mit Lasertechnik simuliert. Daneben imitiert das »Mobile Auswertesystem Infanteristischer Einsatz« (MASIE) auch Gebäudetreffer und stellt diese mit den Folgen für die Kämpfenden dar. Der Truppenübungsplatz betreibt derzeit eine Digitalisierungsoffensive, im Juli soll der Schlachtensimulator vollständig für künftige Kriegsübungen einsatzbereit sein. Laut eigenem Bericht steht die Bundeswehr mit der Industrie »dafür im ständigen Dialog«.

»Als flexibler und professioneller Partner für die Bundeswehr wird Rheinmetall dazu beitragen, die vorhandenen Fähigkeiten des GÜZ zielgerichtet weiterzuentwickeln, so dass die uneingeschränkte Erfüllung des militärischen Kernauftrages bestmöglich unterstützt wird« – so präsentiert sich der Rüstungskonzern auf seiner Internetseite, stolz über bereits geleistete und künftige Unterstützung der Kriege von Bundeswehr und NATO. Die Rheinmetall Defence Electronics GmbH hatte 2016 den Zuschlag für eine Weiterentwicklung des AGDUS erhalten. Das Rheinmetall-Dienstleistungszentrum Altmark GmbH stellte im GÜZ laut Internetseite bis 2018 »das Gesamtmanagement aller industriellen Tätigkeitsbereiche, die Wartung und Instandsetzung der Gefechtsfahrzeuge des Ausbildungsverbandes vom Geländewagen bis zum Kampfpanzer«. Außerdem würden Pflege und Wartung von »Hard- und Software der gesamten Informationstechnik« von Rheinmetall bedient. Die Rheinmetall AG ist der größte Rüstungskonzern mit Sitz in der Bundesrepublik und stellt darüber hinaus den wichtigsten Exporteur von Munition dar. Der Kriegskonzern hat seinen Umsatz in diesem Jahr erneut gesteigert, konnte das Ergebnis auf 58 Millionen Euro nach Steuern im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdreifachen.

Anlässlich der Hauptversammlung der Rheinmetall AG am Dienstag rufen verschiedene friedenspolitische Gruppen bundesweit zu Protestaktionen gegen Rüstungsproduktion und Waffenexporte auf. So finden am Dienstag vor der Zentrale des Konzerns in Düsseldorf von 11 bis 12 Uhr eine Mahnwache und eine Kundgebung statt, parallel wird vor der Niederlassung in Unterlüß protestiert. (dm)

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