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03.08.2020, 19:22:22 / Ausland

Guyana: Neuer Präsident vereidigt

Was läuft da in Guyana? Der größte US-Ölkonzern dürfte genau hin
Was läuft da in Guyana? Der größte US-Ölkonzern dürfte genau hinschauen

Georgetown. Fünf Monate nach der Wahl zur Nationalversammlung in Guyana ist der Oppositionskandidat Mohamed Irfaan Ali als neuer Präsident des südamerikanischen Landes vereidigt worden. Zuvor hatte die staatliche Wahlkommission den 40jährigen nach monatelangem politischen Streit zum Sieger erklärt, wie die Zeitung Stabroek News am Montag berichtete. Ali löst in der ehemaligen britischen Kolonie, in der rund 800.000 Menschen leben, den bisherigen Staatschef David Granger ab.

Der Vereidigung ging ein monatelanges Ringen mit Neuauszählung der Stimmen, mehreren Gerichtsurteilen und Betrugsvorwürfen beider Seiten voraus. Die bisherige Regierungskoalition unter Granger versuchte, das Ergebnis durch die Wahlkommission nachträglich ändern zu lassen. In Guyana stellt die Partei mit den meisten Sitzen in der Nationalversammlung auch den Präsidenten.

Die Wahl war auch eine Vorentscheidung über den Umgang mit den erwarteten Milliarden-Gewinnen aus dem Ölgeschäft. 2015 waren vor Guyanas Küste große Erdölvorkommen entdeckt worden. Ein vom Ölkonzern Exxon-Mobil angeführtes Konsortium hat sich die Ausbeutungsrechte gesichert. Der Ölexport lief in diesem Jahr an. Guyana ist eines der ärmsten Länder Südamerikas. Durch die Ölausfuhren könnte sich das Bruttoinlandsprodukt Guyanas 2020 fast verdoppeln. Schätzungen könnten Einnahmen aus dem Ölgeschäft dem Staat bis 2030 etwa zehn Milliarden Euro in die Kassen bringen. Einer Vereinbarung zwischen der Regierung und Exxon-Mobil zufolge gehen 75 Prozent der Einnahmen zunächst zur »Kostendeckung« an den Konzern. 25 Prozent soll der Staat bekommen. Die bisherige Opposition hatte dies im Wahlkampf kritisiert, weil es Exxon-Mobil stark bevorteilen würde. Der neue Präsident Ali war früher Wohnungsbauminister.

Die Wählerschaft in Guyana ist entlang ethnisch-kultureller Linien gespalten - hauptsächlich zwischen Afro-Guyanern, den Nachfahren afrikanischer Sklaven, und Indo-Guyanern, den Nachkommen indischer Arbeiter. Der monatelange Machtkampf hat die Spannungen noch verschärft. Ali ist Indo-Guyaner. (dpa/jW)

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