BRD: Mehr als zehn Millionen Beschäftigte in Kurzarbeit

Nürnberg. Die Folgen der von Bund und Ländern verfügten wirtschaftlichen Einschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus haben im April mit voller Wucht den Arbeitsmarkt erreicht. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) registrierte einen Anstieg der Erwerbslosenzahl um 308.000 auf knapp 2,65 Millionen, wie die BA am Donnerstag mitteilte. Vorläufig überbrücken Firmen die Krise mit Kurzarbeit: Für 10,1 Millionen Beschäftigte haben die Unternehmen Kurzarbeit beantragt.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sagte Geld vom Bund für die BA zu, sollte deren 26-Milliarden-Euro-Rücklage aufgezehrt werden. Damit rechnet die Behörde. Üblich ist im April ein Rückgang der Arbeitslosenzahl, weil mit der Beschäftigung in den Außenberufen wie Bau, Gastronomie und Landwirtschaft die »Frühjahrsbelebung« einsetzt. Unter Herausrechnung der jahreszeitlichen Schwankungen stieg die Arbeitslosenzahl im Monatsvergleich um einen Rekordwert von 373.000. »Das Gute daran ist, es sind nicht vorrangig Entlassungen«, sagte BA-Chef Scheele. Zum Anstieg der Erwerbslosenzahl hätten nur in geringem Umfang Kündigungen geführt. Ausschlaggebend sei gewesen, dass weniger Menschen in Weiterbildungsmaßnahmen seien und dass der Stellenmarkt eingebrochen sei. Die Stellenzugänge seien im April um rund 50 Prozent gesunken.
Die Erwerbslosenquote stieg laut BA um 0,7 Prozentpunkte auf 5,8 Prozent. Es gab 415.000 Arbeitslose mehr als vor einem Jahr. Zudem ist fast jeder dritte der mehr als 33 Millionen Beschäftigten von Kurzarbeit bedroht. »Das ist eine Zahl, die uns auch ein bisschen den Atem hat stocken lassen«, sagte Scheele. Von den bislang erfassten 751.000 Betrieben, die Kurzarbeit angezeigt hätten, seien bis zu 10,14 Millionen Beschäftigte betroffen. Dies sei aber auch eine gute Nachricht, da diese Beschäftigten nicht arbeitslos würden. »Sie ist auch ein Indiz, dass die Arbeitgeber auf die Funktionsfähigkeit unserer Systeme setzen.« Rund ein Fünftel der Personen (2,2 Millionen), für die seit März Kurzarbeit angezeigt wurde, kommt laut BA aus den Branchen Einzelhandel, Gastronomie und Autobau. In den Bereichen Beherbergung und Gastronomie, im Spiel-, Wett- und Lotteriewesen, bei Sport-, Kultur- und Erholungsdienstleistern sowie bei Reiseveranstaltern und in der Luftfahrt wurde jeweils für mehr als drei Viertel aller Beschäftigten Kurzarbeit angezeigt. (Reuters/jW)
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