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Online Extra
26.04.2019, 20:31:00 / Ausland

»Druschba«-Pipeline in zwei Wochen wieder voll betriebsfähig

Ein Drittel der deutschen Rohölversorgung kommt hier durch: Endp
Ein Drittel der deutschen Rohölversorgung kommt hier durch: Endpunkt der Erdölleitung »Druschba« im brandenburgischen Schwedt

Berlin/Moskau. Nach der Schließung der zentralen Pipeline zwischen Russland und Deutschland zeichnet sich die Wiederaufnahme der Öllieferungen ab. Die russische Seite teilte Freitag abend mit, innerhalb der nächsten zwei Wochen solle der Betrieb wieder stabil laufen. Die Folgen des technischen Versagens würden nun schnell beseitigt, hieß es. Polen hatte die Pipeline (»Druschba«/»Freundschaft«) Mittwoch abend geschlossen; nach offiziellen Angaben, weil das Rohöl zu viele Chloride enthielt, die in den Raffinerien Schaden anrichten. Die Chloride werden bei der Förderung des Rohöls benötigt, anschließend aber wieder entfernt. Das deutsche Wirtschaftsministerium betonte, angesichts gut gefüllter Tanklager sei die Versorgung gesichert. Die Pipeline läuft durch Weißrussland, Polen und bis ins brandenburgische Schwedt.

Bislang ist nicht klar, bei welcher Ölproduktion die Probleme aufgetreten sind. »Man muss das nicht politisieren. Das kommt in regelmäßigen Abständen vor«, sagte der russische Vize-Regierungschef Dmitri Kosak. Sobald man die Verantwortlichen für die Verschmutzung ausmachen könne, würden diese zur Verantwortung gezogen und bestraft. Auf einem Krisentreffen der Transitländer Weißrussland, Ukraine und Polen seien Maßnahmen zur Lösung des Problems vereinbart worden. Kosak hatte ursprünglich die Wiederaufnahme für Montag in Aussicht gestellt. Der ukrainische Pipeline-Betreiber Ukrtransnafta sprach von einer Lösung, die man für das verunreinigte Öl in der Leitung gefunden habe. Ab Anfang Mai könne wieder gepumpt werden.

Offenbar hat ein noch unbekannter russischer Produzent Öl mit überhöhten Mengen an organischem Chlorid eingespeist. Dieses wird bei der Ölförderung eingesetzt. Es muss aber vor dem Transport wieder herausgefiltert werden. Die Nachrichtenagentur Interfax meldete unter Berufung auf den russischen Pipeline-Monopolisten Transneft, womöglich sei das Öl absichtlich verunreinigt worden. Es sei ein Strafverfahren eingeleitet worden.

Der Rohölpreis war wegen der Qualitätsprobleme und der Sperrung der Pipeline auf den höchsten Stand in diesem Jahr gestiegen. Inzwischen wurde bekannt, dass auch der südliche Abzweig der Pipeline auf dem Weg nach Europa gesperrt wurde. Damit erhalten auch die Slowakei, Tschechien und Ungarn kein Öl über »Druschba«. Indirekt betroffen waren auch geplante Öl-Verschiffungen über Ostseehäfen, da Käufer die Abnahme unter Hinweis auf mögliche Verunreinigungen verweigerten. (dpa/Reuters/jW)

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