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Aus: Ausgabe vom 04.07.2016, Seite 11 / Feuilleton

Elie Wiesel gestorben

Der Tod des Schriftstellers, Friedensnobelpreisträgers und Holocaust-Überlebenden Elie Wiesel hat weltweit Trauer ausgelöst. Er starb am Samstag im Alter von 87 Jahren in seinem Haus in Manhattan, berichtet die New York Times.

Der 1928 in Rumänien geborene Wiesel überlebte die Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald. Seine Eltern und seine jüngste Schwester waren von den Nazis umgebracht worden. Über Jahrzehnte setzte sich der lange in New York lebende Schriftsteller (»Die Nacht«) für die Erinnerung an den Holocaust ein, der für ihn sozusagen außerhalb der Geschichte stand: »Auschwitz kann weder erklärt werden, noch kann man es sich vorstellen«, schrieb er.

Als prominentester Sprecher der US-amerikanischen Juden warnte er vor den Gefahren des Rassismus, Antisemitismus und Faschismus. Als US-Präsident Ronald Reagan 1985 den Friedhof in Bitburg in der Eifel, auf dem auch SS-Angehörige liegen, besuchte, erklärte Wiesel: »That place, Mr. President, is not your place. Your place is with the victims of the SS.« Damals schaltete sich Wiesel auch in die Diskussion über die Nazivergangenheit des österreichischen Bundespräsidenten Kurt Waldheim ein. Er warnte vor einer raschen Vereinigung von BRD und DDR und machte nach 1990 Bundeskanzler Helmut Kohl mitverantwortlich für die mörderische Verfolgung von Ausländern.

Nach 1945 war Wiesel über Strasbourg nach Paris gekommen. Dort studierte er Philosophie und Literatur und arbeitete später als Journalist. Zum Schreiben fand Wiesel durch die Begegnung mit dem französischen Dichter François Mauriac. 1956 wechselte er als UN-Berichterstatter nach New York. Er wurde US-Staatsbürger und bekam eine Professur für Literatur, Philosophie und Judaismus am New Yorker City College. 1986 erhielt er den Friedensnobelpreis.

(dpa/jW)

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