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Aus: Ausgabe vom 31.08.2015, Seite 11 / Feuilleton

Raglan Road, High Summer

Zum 129. Geburtstag von Van Morrison (70) und Danny Dziuk (59) am 31. August 2015

Von Wiglaf Droste

Der 31. August ist ein feines Datum. Zwei meiner Favoriten kamen an diesem Tag in die Welt: Van Morrison, auch »Van the Man« oder »Belfast Cowboy« genannt, im Jahr 1945; Danny Dziuk aus Moers, seit Jahrzehnten in Berlin verwurzelt, elf Jahre später. Beide können singen, wie ich es immer wieder versuche. Das Leben ist ein Essay.

Van Morrison, klein und gedrungen, ist eine explosive Mischung aus Idyllensehnsucht und Wut. Er will das Leben schön haben, und wehe, es fügt sich nicht. Dann gibt er ihm Lack. In »High Summer« singt er sich die Welt zurecht: »... far away from the politicians and the many chosen few ...« und bläst in die Harmonika, dass man schier platzt vor Glück. Seine Stimme, in den 60er Jahren der von Mick Jagger ähnelnd – er war damals Sänger von Them –, ist tiefer geworden und so tragfähig, dass man einen Lastkraftwagenkonvoi nach Sonstwohin darüber schicken könnte.

Leicht ist Van Morrison nicht zu haben; wer ein Konzert von ihm erlebt hat, bei dem er von übler Laune war, kennt die Bedeutung des Wortes geschreddertwerden; er kann sich aber auch von der zartesten und zärtlichsten Seite zeigen, und dann wird die Welt ein Zauberwald, durch den man ihn begleiten darf. Seine Sucht nach Erlösung ist ozeanisch tief; religiös hat er sich schon mindestens so oft verstriezelt wie die beste Sängerin ever Nina Hagen; ohne Hau und Macke geht es scheint’s nicht, die reine Vernunft schafft keine Kunst.

Also hören wir mit Freudentränen nochmals »In the Garden« und »The Healing Game«, »Full Force Gale«, »From the dark end of the Street to the bright Side of the Road«, »Brown eyed Girl« und alle anderen hundert Lieblingslieder dieses Sängers – sein »Have I told you lately that I love you« ist sowieso 365 Tage im Jahr das Morgengebet. Mehr geht nicht.

Der ebenfalls am 31. August geborene Sänger und Komponist Danny Dziuk, ein großer Verehrer der Künste Van Morrisons, tut in deutscher Sprache ähnlich Wohles wie der pummelige Kleinbötzel aus Belfast. Feingefühl, höchste Musikalität, gedankliche Klarheit und Brillanz reichen einander die Hände, und da er erst 59 Jahre alt wird, gibt es noch lange kein Ende. Seine neue Produktion ist im Werden, und jeder, der Ohren am Kopf, einen Kopf und ein Herz hat, freut sich schon jetzt.

Der 31. August ist ein guter Tag, dank Van Morrisons und dank Danny Dziuks.

 

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