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Aus: Ausgabe vom 29.01.2013, Seite 12 / Feuilleton

DDR mit Ypsilon

Von Wiglaf Droste
Wenn man mit Vornamen Silvio heißt, wird man entweder für einen jüngeren mitteldeutschen Wendeverlierer mit Tendenz ins Braune oder für einen alten, glitschigen, mafiösen italienischen Rechtsbrecher gehalten. Beides ist unter politischen, ästhetischen und anthropologischen Gesichtspunkten hochgradig unschön, beides wird juristisch gedeckt und ist, wie es gern heißt, »vom Wählerwillen legitimiert«, was gesteigerten Widerwillen auslöst gegen einen Wählerwillen, der bloß ein anderes Wort ist für Manipulations- und Korruptionsgeschäfte aller Art.

Der herabsetzende Klang des Namens Silvio kann noch verstärkt werden, indem man ihn mit Ypsilon schreibt: Sylvio, also quasy Sülvjo gesprochen. Es zählt zu den wahren Verbrechen des Sozialismus, dem Volk gestattet zu haben, seinen Nachwuchs mit Pejorativnamen wie Silvio beziehungsweise eben sogar Sylvio zu stigmatisieren. Da hätte man die Kinder ja gleich Jimi Blue Ochsenknecht nennen oder sie anderweitig auf die Straße werfen können.

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