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Aus: Ausgabe vom 04.08.1997 / Ausland

Friedensdemonstration in Phnom Penh

Premier Hun Sen fordert Exilanten zur Rückkehr auf

Mehr als tausend Menschen haben in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh für Frieden in ihrem Land demonstriert. Angeführt von buddhistischen Mönchen und Nonnen zogen die Demonstranten von einem Tempel zum zwei Kilometer entfernten Unabhängigkeitsdenkmal im Zentrum. »Ziel dieses Marsches ist es, dem Land Frieden zu bringen«, sagte der Buddhistenführer Maha Ghosananda, der in diesem Jahr für den Friedensnobelpreis nominiert wurde. An der Demonstration nahmen auch Regierungsmitglieder teil.

In einer Erklärung forderten regierungsunabhängige Organisationen und Friedensgruppen die politische Führung Kambodschas auf, »von gewaltsamen Racheakten, Einschüchterung, Unterdrückung, Drohungen und Menschenrechtsverletzungen abzusehen«. Der Konflikt müsse mit friedlichen Mitteln und durch Toleranz beigelegt werden.

Die Assoziation Südostasiatischer Staaten (ASEAN) hat Ministerpräsident Hun Sen aufgefordert, geflohenen Anhängern seines gestürzten Rivalen Prinz Norodom Ranariddh die Rückkehr zu erlauben. Das berichtete Indonesiens Außenminister Ali Alatas als Leiter einer ASEAN-Vermittlungsdelegation am Samstag nach einem Treffen mit Hun Sen in Phnom Penh. Dieser habe in die weiteren Forderungen eingewilligt, die Kämpfe in dem Land unverzüglich zu beenden und wie geplant im Mai 1998 Wahlen abzuhalten. Hun Sen sagte, er habe auch die Rückkehrforderung akzeptiert. Zuvor hatte er allerdings erklärt, die Exilanten müßten ihre Verbindungen zu den Banden der Roten Khmer kappen, wenn sie zurückkehren wollten. Alatas habe bei dem Treffen gesagt, eine Rückkehr Ranariddhs würde die Lage in Kambodscha nur erschweren.

Alatas, der in Begleitung der Außenminister Thailands und der Philippinen in die kambodschanische Hauptstadt gereist war, sagte, er habe Hun Sen aufgefordert, den geflohenen Ranariddh-Anhängern »auf höchster Ebene« sichere Rückkehr zuzusichern. Dies umfasse auch eine »freie Beteiligung« an der Wahl eines Nachfolgers für Ranariddh als Ersten Ministerpräsidenten. Die ASEAN-Troika habe mit Hun Sen über die Fortsetzung der bestehenden Koalition und eine Beteiligung der royalistischen Partei FUNCINPEC gesprochen.

Hun Sen hatte Anfang Juli die alleinige Verantwortung für die Lage in Kambodscha übernommen, nachdem Ranariddh außer Landes geflohen war. Der neue starke Mann bemüht sich seither darum, die diplomatische Anerkennung des derzeitigen Außenministers Ung Huot als Nachfolger des Prinzen zu erreichen. Kambodscha hatte nach dem Bürgerkrieg eine Doppelregierung erhalten, in der Hun Sen bislang neben Norodom Ranariddh als Erster Premier formell Zweiter Ministerpräsident ist.

Alatas sagte weiter, Hun Sen habe nach eigenen Angaben seine Einheiten angewiesen, weitere Kämpfe zu vermeiden. Außerdem habe er die ASEAN aufgefordert, Ranariddh und seine Anhänger zur Beendigung der Zusammenarbeit mit den Roten Khmer zu bewegen.

Im Norden des Landes an der Grenze zu Thailand dauerten die Gefechte unterdessen an, wie ein Offizier einer abtrünnigen Division sagte, die offenbar auf Seiten der Ranariddh-Anhänger kämpfte.

(AFP/jW)