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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Rechter Aufmarsch am 1. Mai: Provokation zum Arbeiterkampftag vom 31.03.2021:

So ist den Rechten nicht beizukommen

Der Auftritt des faschistischen »III. Weges« in Zwickau, Chemnitz, Plauen hat Tradition. Vor Jahren verschaffte sich eine brüllende Meute dieses »III. Weges« am 1. Mai in Zwickau Zugang bis an die Rednertribüne. Es gelang ihr, den Gastredner Heiko Maas (SPD) in die Flucht zu schlagen, den heutigen deutschen Außenminister. Was dieser zu sagen hatte oder sagen wollte zum 1. Mai, war sicher nicht bemerkenswert. Bemerkenswert und zunehmend erschreckend sind seit Jahren aber die ungehinderten, geduldeten, demokratisch legitimierten Auftritte von Gruppierungen des faschistischen Spektrums. An Symbolik, Begriffen und Hetzparolen stört sich kaum jemand. Selbstredend kündigt der DGB Gegenprotest an, was nicht das erste Mal die gute Absicht war. Natürlich sind es »geplante Provokationen«, wie es Sabine Zimmermann, MdB der Partei Die Linke, nennt. Dem »entschlossen« zu begegnen setzt voraus, beim Protest auch die größere Kraft aufbringen zu können und politisch als solche sicht- und hörbar werden zu lassen. (...) Nicht nur in Zwickau ist aber seit vielen Jahren festzustellen, dass der 1. Mai kaum mehr eine Verbindung zum eigentlichen Anliegen des Tages erkennen lässt. Das Politische ist längst in den Hintergrund gedrängt hinter Bier, Bratwurst, Hobby, Basteln, Technisches, Musik für die Jugend, Luftballons, Werbeartikelchen usw. (...) Tag der Arbeit, darauf haben sich alle verständigt, Sozialpartnerschaft ist Grundkonsens, und Bitten um gute Arbeit und Lohn ist das Ritual. Damit ist dem »III. Weg« nicht beizukommen, ist nicht eine seiner demagogischen Phrasen zu erschüttern. Wem gehört der 1. Mai, wer hat ihn sich nehmen lassen, wer braucht ihn noch, wie er zum Familienfeiertag geworden ist? (...)
Roland Winkler, Aue
Veröffentlicht in der jungen Welt am 02.04.2021.