Leserbrief zum Artikel Impfnationalismus: Die geimpfte Nation
vom 18.03.2021:
Hinter den Kulissen
Der Gipfel hat das Ende der Gipfelei noch nicht erreicht, aber die erste große Ankündigung sei bereits durchgesickert. Ab Ostern wird geimpft in allen Hausarztpraxen. Da bleiben nur wenige Tage. Ob unser Hausarzt das auch schon weiß? Können wir uns trauen, kommende Woche mal leicht anzufragen? Warten wir lieber mit gedämpfter Euphorie mal ab. Pragmatisch ist ein gerade gern benutztes Adjektiv, wenn es um Impfstrategie geht. Und der pragmatischste Gedanke dazu könnte der sein, dass es bei Impfstrategie zunächst um Politik geht. Rückblickend auf den Pandemieverlauf, ist der Vorrang der Politik, um nicht Polittheater zu sagen, kaum zu bestreiten. Auf das zurückliegende Jahr gesehen, kann insgesamt erkannt werden, dass Aussagen, Warnungen, Prophezeihungen und Ankündigungen der Mediziner, Virologen und Gesundheitsexperten einschließlich Karl Lauterbachs mehr Treffsicherheit und Wahrheit aufweisen als alle Äußerungen von Polit- und Wirtschaftsexperten zusammen. Es verwundert ein wenig, wenn beim Astra-Zeneca-Stopp so getan wird, als wären alle politischen Entscheidungen nur den Medizinwissenschaftlern gefolgt. Wäre dem so, dürfte es keine dritte und vielleicht nicht einmal eine zweite Welle gegeben haben. Wenn Politik übersetzt nichts anderes als Interessen sind, dann sind Politiker Interessenvertreter. Wessen Interessen sie vertreten, erübrigt sich zu erklären.
Wer von Korruption, Lobbyismus, Vorteilsnahme, Betrügerei, persönlicher Bereicherung, Beraterskandalen, Steueroasen bis zu Konzernsubventionierungen ein wenig mitbekommen hat, wird zu Impfstrategien kaum noch Fragen haben. Ein Impfgipfel wäre nur aufschlussreich, wenn ein Blick hinter die Kulissen erlaubt wäre. Also dahin, wo die Marktkräfte erst die Impfstoffe mischen, wo Marktkonkurrenten agieren, wo spekuliert und gepokert wird, wo Feindbilder auch sind, wo Wertegemeinschaft alles andere als gesundheitspolitische Werte erst einmal zu klären hat. Das kostet viel Zeit, Kraft, Geld zu Lasten derer, die dringend den Impfstoff brauchen. Wird das nach dem Gipfel ganz anders? Ohne politische Spielchen, von denen wir eher nicht erfahren, bestimmt wieder nicht.
Wer von Korruption, Lobbyismus, Vorteilsnahme, Betrügerei, persönlicher Bereicherung, Beraterskandalen, Steueroasen bis zu Konzernsubventionierungen ein wenig mitbekommen hat, wird zu Impfstrategien kaum noch Fragen haben. Ein Impfgipfel wäre nur aufschlussreich, wenn ein Blick hinter die Kulissen erlaubt wäre. Also dahin, wo die Marktkräfte erst die Impfstoffe mischen, wo Marktkonkurrenten agieren, wo spekuliert und gepokert wird, wo Feindbilder auch sind, wo Wertegemeinschaft alles andere als gesundheitspolitische Werte erst einmal zu klären hat. Das kostet viel Zeit, Kraft, Geld zu Lasten derer, die dringend den Impfstoff brauchen. Wird das nach dem Gipfel ganz anders? Ohne politische Spielchen, von denen wir eher nicht erfahren, bestimmt wieder nicht.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 23.03.2021.