Leserbrief zum Artikel Arbeitsverhältnisse: Zaubermittel Homeoffice?
vom 27.01.2021:
Ohne jede Kommunikation
Endlich mal ein Beitrag, der die offiziöse Sichtweise zum Homeoffice hinterfragt. Man kommt sich inzwischen ja manchmal schon total antiquiert vor, wenn man davon redet, dass ein Arbeitsplatz/das Arbeitsmittel ja eigentlich von dem Unternehmen zur Verfügung gestellt werden muss. Viele der mit dem Homeoffice verbundenen Probleme konnten natürlich nur kurz angerissen werden: Wie wird eigentlich die Arbeitssicherheit gewährleistet, wer kümmert sich um die Einhaltung von arbeitsrechtlichen Normen, zahlt das Unternehmen künftig auch einen Teil der Wohnungsmiete, wie kann das Zutrittsrecht des Betriebsrates zu jedem Arbeitsplatz gewährleistet werden, oder wie streikt eigentlich ein Homeoffice-Mitarbeiter? Aber ein Aspekt kommt mir in diesem Beitrag dann doch entschieden zu kurz: die Rolle des Arbeitsplatzes als Ort sozialer Kommunikation.
Man darf nicht vergessen, dass es gerade die normale Kommunikation mit Kollegen ist, die für viele Menschen den wichtigsten Teil ihrer Arbeit darstellt. »Wie geht es dir?«, »Wie war dein Wochenende?«, »Wohin fährst du dieses Jahr in den Urlaub?«, »Ich war gestern abend im Kino und hab’ mir den neuen Film von ... angesehen« – alle diese zwischenmenschlichen Fragen und Mitteilungen fehlen im Homeoffice. Dazu kommt auch die fehlende Kommunikation über den Betrieb und den Arbeitsablauf. Man kann dem Kollegen nicht mal schnell eine Frage stellen oder über die Schulter sehen. Man ist auf die maschinellen Vorgaben festgelegt: Von A erhalte ich meine neuen Arbeitsaufträge, an B habe ich meine Dokumente weiterzuleiten, an C habe ich meine täglichen oder wöchentlichen Statistiken zu liefern (sofern diese nicht automatisch vom Rechner erstellt werden). Die anderen Personen, die wie ich selbst nur mit A, B und C kommunizieren, bekomme ich gar nicht mehr in den Blick. Natürlich ist das zur Zeit wegen der Pandemie noch nicht problematisch, man kennt sich ja noch aus der Zeit davor. Aber im Laufe der Zeit, wenn Homeoffice immer »normaler« wird, gehen diese alten Kontakte verloren, Kollegen scheiden aus, neue kommen hinzu, ohne dass ich das unmittelbar erfahre.
Viele Menschen sind alleinstehend. Sie haben häufig nur bzw. hauptsächlich diese Kontakte am Arbeitsplatz. Wie viele Beziehungen und Ehen wurden schon am Arbeitsplatz »begründet«? Wie viele oft lebenslange Freundschaften haben ihren Anfang am Arbeitsplatz?
Alle diese Punkte können und sollen natürlich nicht die extremen Schwierigkeiten relativieren, die Menschen mit Kindern haben, wenn die Kita oder Schule geschlossen ist. Aber Kitas und Schulen werden ja (hoffentlich) nach der Pandemie wieder öffnen, eine einmal eingeführte Heimarbeit jedoch wird sich nicht so einfach wieder abschaffen lassen. Und dann bleiben die oben genannten Vereinsamungsprobleme eben erhalten – auch nach der Pandemie.
Man darf nicht vergessen, dass es gerade die normale Kommunikation mit Kollegen ist, die für viele Menschen den wichtigsten Teil ihrer Arbeit darstellt. »Wie geht es dir?«, »Wie war dein Wochenende?«, »Wohin fährst du dieses Jahr in den Urlaub?«, »Ich war gestern abend im Kino und hab’ mir den neuen Film von ... angesehen« – alle diese zwischenmenschlichen Fragen und Mitteilungen fehlen im Homeoffice. Dazu kommt auch die fehlende Kommunikation über den Betrieb und den Arbeitsablauf. Man kann dem Kollegen nicht mal schnell eine Frage stellen oder über die Schulter sehen. Man ist auf die maschinellen Vorgaben festgelegt: Von A erhalte ich meine neuen Arbeitsaufträge, an B habe ich meine Dokumente weiterzuleiten, an C habe ich meine täglichen oder wöchentlichen Statistiken zu liefern (sofern diese nicht automatisch vom Rechner erstellt werden). Die anderen Personen, die wie ich selbst nur mit A, B und C kommunizieren, bekomme ich gar nicht mehr in den Blick. Natürlich ist das zur Zeit wegen der Pandemie noch nicht problematisch, man kennt sich ja noch aus der Zeit davor. Aber im Laufe der Zeit, wenn Homeoffice immer »normaler« wird, gehen diese alten Kontakte verloren, Kollegen scheiden aus, neue kommen hinzu, ohne dass ich das unmittelbar erfahre.
Viele Menschen sind alleinstehend. Sie haben häufig nur bzw. hauptsächlich diese Kontakte am Arbeitsplatz. Wie viele Beziehungen und Ehen wurden schon am Arbeitsplatz »begründet«? Wie viele oft lebenslange Freundschaften haben ihren Anfang am Arbeitsplatz?
Alle diese Punkte können und sollen natürlich nicht die extremen Schwierigkeiten relativieren, die Menschen mit Kindern haben, wenn die Kita oder Schule geschlossen ist. Aber Kitas und Schulen werden ja (hoffentlich) nach der Pandemie wieder öffnen, eine einmal eingeführte Heimarbeit jedoch wird sich nicht so einfach wieder abschaffen lassen. Und dann bleiben die oben genannten Vereinsamungsprobleme eben erhalten – auch nach der Pandemie.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 28.01.2021.