Leserbrief zum Artikel Unruhen in den USA: Die Gefahren bleiben
vom 12.01.2021:
In Wartestellung
Dank an Victor Grossman, der seine Erinnerungen an Peekskill im September 1949 aufleben lässt. In meinem Bücherschrank steht das Buch »Peekskill USA« von Howard Fast, das ich schon mehrere Male gelesen habe. Es erschien 1952 in der »Bibliothek fortschrittlicher deutscher Schriftsteller«. Das Buch ist »Paul Robeson zugeeignet« und schildert die tagelange gewalttätige Auseinandersetzung mit dem faschistische Mob, der es auf den populären Sänger und weltbekannten Friedenskämpfer abgesehen hatte und seine Stimme zum Schweigen bringen wollte. Die Szenerie ist jetzt eine andere, aber die hasserfüllten Physiognomien unterscheiden sich nicht. Und auch wenn das »Leitmodell« zurücktritt, bleiben doch die zig Millionen Trump-Wähler, die dessen Parolen im Kopf und ihre Waffen im Halfter behalten. Deshalb ist der letzte als Frage formulierte Satz Victor Grossmans, ob »die Gefahren, die sich in Washington so krass zeigten«, nicht auch weiterhin drohen, unbedingt mit einem bei mir sonst nicht beliebten Ausrufezeichen zu versehen. Der neue Präsident mag moderater, gedämpfter daherkommen. Er wird gegebenenfalls die Nachfolger des Mobs von 1949 und in Wartestellung stehenden Faschisten vom Januar 2021 nicht beeindrucken.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 13.01.2021.