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Leserbrief zum Artikel Triage: Tödliche Ethik vom 06.01.2021:

Die herrschenden Gedanken ...

Meines Erachtens reproduziert der Autor im ersten Teil des Textes vor allem herrschende sexistische und klassistische Gedanken und folgt damit letztlich Kapitalinteressen. Pfleger*innen werden zu passiven, untergeordneten, entmenschlichten Anhängseln der Technik. So macht sich der Autor »Sorgen im Blick auf die Ausstattung mit geschultem Personal«. Er übernimmt völlig unkritisch die Ausdrucksweise des Arztes, Intensivbetten seien »nicht bepflegbar«. Anstatt um die qualifizierte Arbeit von Pfleger*innen geht es um die »Betreibbarkeit« von Betten. Während Ärzt*innen als Personen genannt sind, werden Pfleger*innen zu »Angehörigen des Pflegepersonals«.
Da hilft es nicht, wenn Zitate verwendet und Anführungszeichen gesetzt werden. Das ist noch lange keine Positionierung. Denn: Welches ist denn die politische Zielrichtung des Artikels? Aktuell und bereits seit langer Zeit kämpfen Pfleger*innen und immer stärker auch Patient*innen gegen die katastrophalen Bedingungen in Krankenhäusern, um bessere Ausstattung, mehr Personal, angemessene Bezahlung. Hier braucht es Solidarisierung, aber hierzu schweigt der Autor. Im Gegenteil spielt er die Bedingungen hier und heute in den Krankenhäusern herunter, indem er als Ursache nur den coronabedingten Krankenstand anführt. Die Situation ist nicht erst seit Corona katastrophal für Patient*innen und Arbeitskräfte.
Der Begriff »Humanität« fällt erst, als es um Krieg geht. Der Vergleich mit einer Kriegführung ist überhaupt nicht abwegig, ganz im Gegenteil. Aber es ist verächtlich, die realen Kämpfe der Menschen heute um humane Bedingungen zu verschweigen und statt dessen in die Geschichte abzudriften. Es zeigt einmal mehr, wie sehr Sexismus und Klassismus den Weg in eine humane, nichtkapitalistische Gesellschaft behindern.
Margit Englert
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