Leserbrief zum Artikel Kommentar: Deutsche Klinikpolitik
vom 30.12.2020:
Geld oder Leben
Nach Presseberichten vom 29. Dezember 2020 warnt die Deutsche Krankenhausgesellschaft vor Engpässen bei Gehälterzahlungen und fordert staatliche Zuschüsse. Da lohnt sich mal wieder der Blick auf ein zu weit privatisiertes Gesundheitswesen. Private Krankenhauskonzerne wie Helios oder Asklepios wollen weiter Dividende an Aktionäre zahlen – aber keinen Cent mehr fürs Personal. Kirchliche Konzerne verweigern teilweise weiter Tarifverträge mit DGB-Gewerkschaften, und selbst öffentliche Krankenhäuser wie das Klinikum der Region Hannover bleiben weiter unter dem Diktat der Betriebswirtschaft. Gewerkschaftliche Forderungen etwa nach Mindestpersonalstand auf den Stationen wurden nicht umgesetzt. Das privatisierte Gesundheitswesen ist krank und wurde in der Pandemie nicht gesunder. Die Pandemiebekämpfung konzentriert sich seit neun Monaten auf die Kontrolle der Bevölkerung. So wurden lediglich die Gesundheitsämter eben dafür aufgerüstet. Die gesamten Maßnahmen der Pandemiebekämpfung folgen dem Schema: Arbeit und Konsum hui, Feiern, Kultur, Vergnügen pfui. Meine Akzeptanz zur Pandemiebekämpfung würde wachsen, wenn ich endlich eine Abkehr von Privatisierung im Gesundheitswesen erkennen könnte. Denn ein kapitalistischer Markt bringt im Gesundheitswesen sicher Gewinne, aber eben keine Gesundung. Nebenbei würde ein System mit Polikliniken und staatlich angestellten Ärzten auch die Versorgung ländlicher Gebiete verbessern. Freie Kaufleute mit Medizinstudium können dies offensichtlich nicht.