Leserbriefe

Dass abgehalfterte Militärangehörige in zivilen Arbeitsfeldern eingesetzt werden, ist auch andernorts kein Geheimnis mehr. In einem Krankenhaus unter freier Trägerschaft in Chemnitz kann es da schon mal passieren, dass die dort angestellte Brandschutzverantwortliche, ihres Zeichens ehemalige Offizierin der Bundeswehr, ihren Weisungen zur Brandschutzsicherheit mit den Worten »... aber zack, zack!« Nachdruck verleiht oder der Manager des daselbst angegliederten MVZ dem Koch in der Essenausgabe bescheid stößt: »Sie kenne ich, Sie haben unter mir in Frankenberg gedient!«, und das nach über 25 Jahren, als wäre dieses Untergebenenverhältnis noch existent. Einrichtungen der Daseinsfürsorge unter freier Trägerschaft sind noch immer bestes Testfeld zum Ausprobieren von Mitteln und Möglichkeiten effektiver Ausbeutungs- und Unterdrückungsmaßnahmen. Während aber hier, in den eben beschriebenen Situationen, den Möchtegernbefehlserteilern mit Widerspruch oder Gelassenheit begegnet wird, ist es schon weniger lustig, wenn ein Verhandlungspartner mit vertieft militärischem Hintergrund bei Tarifauseinandersetzungen von der Arbeitgeberseite eingesetzt wird. So wird Ulrich Mädge, VKA-Vertreter bei den jüngsten Tarifauseinandersetzungen im öffentlichen Dienst, von Gewerkschaftern nicht nur als ausgesprochener Unsympath beschrieben. Vielmehr wird ihm womöglich seine zwölfjährige Zeitsoldatlaufbahn beim monatelangen Blockieren der Verhandlungen, um das Ergebnis dann weichkochen zu können, sehr von Nutzen gewesen sein. Drastisch sichtbar wird der Charakter der kapitalischen Produktionsweise, wenn ehemalige Militärs in leitenden Positionen bei Großkonzernen wie Amazon eingesetzt sind mit dem ewigen Ziel – Ausbeutung und Unterdrückung sollen verschärft, Profit maximiert werden. Das hilft beim Erkennen der Klassenverhältnisse. Denn es bleibt dabei: Die Arbeiterklasse ist die am meisten unterdrückte, am meisten organisierte, am meisten disziplinierte Klasse.