Gegründet 1947 Freitag, 26. April 2024, Nr. 98
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Foto der Woche: Unvergessene Revolution vom 13.11.2020:

Gegen Unklarheiten

Ich bin nicht im jugendlichen Alter, aber dankbare Abonnentin Eurer Zeitung. Eure journalistische Arbeit hat mich manche Entwicklungen bewusster wahrnehmen und Zusammenhänge besser erkennen lassen. Dafür danke ich Euch. Nun grübele ich seit geraumer Zeit über die Botschaft, die Ihr mit dem Foto der Woche vermitteln wollt. Foto und nebenstehender Text stehen für mich in einem seltsamen Widerspruch. Der erste Satz (»Am vergangenen Sonnabend haben russische Kommunisten zum 103. Jahrestag der an die Oktoberrevolution von 1917 erinnert«) wird durch das dazugestellte Foto fragwürdig illustriert. Ein Fahnenträger mit gläubigem Blick auf die Fahne und drei Begleiter in dieser menschenleeren Stadt vermitteln fast Absurdes. Noch nicht einmal ein »Fähnlein der sieben Aufrechten«. Soll ich überzeugt werden, dass die Kommunistische Partei Russland nicht mehr existent ist, es in Russland keine Kommunisten mehr gibt? Offensichtlich gibt es sie doch, denn Ihr zitiert ja Sjuganow. Wäre er der Fünfte, der zu den Vieren auf dem Foto dazukäme? Und hatte der nicht wenigstens noch etwas Verwandtschaft, geistige Verwandtschaft? Ich werde kaum entschlüsseln, was Ihr mit Foto und Text bezweckt? Satire? Oder vorgetäuschte Objektivität? In Zeiten weitverbreiteter Russophobie und deutlicher Tendenzen zum Antikommunismus sind m. E. Text und Foto nicht dazu angetan, im besten Sinne aufklärerisch zu wirken. Gerade Ihr, die Ihr als Initiatoren der Rosa-Luxemburg-Konferenz klare Positionen bezieht, solltet keine Unklarheiten beim Leser erzeugen.
Anny Przyklenk
Veröffentlicht in der jungen Welt am 24.11.2020.