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Leserbrief zum Artikel Antifaschismus: Eine Nacht für Cato vom 13.11.2020:

Hans Coppi junior hätte man einladen sollen

Cato Bontjes van Beek hat zum Widerstand gegen die Nazidiktatur aufgerufen, als viele derjenigen, die heute als die wahren Helden des Widerstandes gefeiert werden, noch eng mit dem Völkermörder Hitler verbunden waren. 1942 wurde sie zusammen mit mehr als 50 Frauen und 100 Männern verhaftet und 1943 zum Tod durch das Fallbeil verurteilt. Die 22jährige wurde gemeinsam mit Hilde Coppi am 5. August 1943 in Plötzensee ermordet. Das spätere Verfahren gegen ihren Chefankläger Manfred Roeder, mitverantwortlich für mehr als 45 Todesurteile des Reichskriegsgerichtes, wurde verschleppt und 1951 eingestellt. Zur geschichtlichen Wahrheit des Künstlerdorfes Fischerhude gehört, dass 1933 die Nazis und die DNVP zusammen 89 Prozent aller abgegebenen Stimmen erhielten. Der Gründer der Fischerhuder NSDAP-Ortsgruppe und Vizegauleiter Heinrich Peper tauchte 1945 unter und war später wieder Arbeitgeber in der Region. Über Cato wollte er nie sprechen. So enthält die Ortschronik des Vereins für Niedersächsisches Volkstum von 1958 keinen einzigen Hinweis auf das Schicksal der Ermordeten. Es wäre schon was Besonderes gewesen, Hans Coppi junior, der am 27. November 1942 im Berliner Frauengefängnis Barnimstraße geboren wurde, nach Fischerhude einzuladen. Der Historiker ist Ehrenvorsitzender der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes.
Gerd-Rolf Rosenberger, Bremen-Blumenthal
Veröffentlicht in der jungen Welt am 17.11.2020.