Leserbrief zum Artikel Coronamaßnahmen: Feldversuch im Klassenzimmer
vom 26.10.2020:
Wider besseres Wissen
Auf Seite 2 der Montagausgabe sehe ich die Jury bei der Auswahl der Fotos mit Masken. Auf Seite 5 schreibt Christina Müller den Satz: »Laut Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte darf diesen Utensilien (gemeint sind Alltagsmasken wie auf dem Foto auf Seite 2) allerdings mangels erwiesenem Nutzen keine Wirkung zugeschrieben werden.« Sie zitiert diesen Satz, um eine Position gegen die Maskenpflicht im Unterricht zu untermauern. Bitte geben Sie Frau Müller mal diesen Link zu lesen: https://msphere.asm.org/content/5/5/e00637-20. Frau Müller könnte damit auf den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand kommen, statt sich ins Fahrwasser von Leuten zu begeben, die Coronamaßnahmen wie das Maskentragen ablehnen und dazu Studienergebnisse auf einen Halbsatz eindampfen. Außerdem empfiehlt sich immer, das Setting der Studien im Blick zu haben. Eine 100prozentige Absicherung kann keine der Masken liefern. Aber auch bei Studien, die ein Durchhusten der Viren belegen (z. B. im Ärzteblatt) sieht man an den gemessenen Viruszahlen dann doch eine Abnahme der Viruslast. Aber es geht ja auch um Atmen und Sprechen mit Maske versus ohne Maske. Mit Husten sollte man ja ohnehin zu Hause bleiben. Masken wären doch – bis die Klassenräume mal mit Luftfiltern ausgestattet sind oder bis ein Impfstoff verfügbar ist – ein gangbarer, sofort umsetzbarer, recht kostengünstiger und zudem wirksamer Weg. Mir ist tatsächlich schleierhaft, wie man gegen Masken im Unterricht sein kann. Beim Arbeitsschutz wären doch auch alle gleich dabei zu fordern, dass möglichst alle Maßnahmen getroffen werden, und zwar auch die unbequemen wie Stahlkappenschuhe und Helm. Wenn der Präsenzunterricht durch die Masken und etliche dadurch verhinderte Infektionen länger aufrechterhalten werden könnte, wäre das doch gut. Ebenso wenn weniger Infektionen aus den Schulen in die
Haushalte getragen würden. Ob die Schulen nicht doch aktuell ein Treiber der Pandemie sind bzw. ohne Maskenpflicht nach den Sommerferien waren, wäre eine wirklich spannende Frage. Da sehe ich die Schülerinnen und Schüler sowie das Lehrpersonal in der Tat als Versuchskaninchen. Wollte man mal sehen, wie lange es ohne ausreichende Maßnahmen gut geht? Geht es ja offensichtlich nicht.
Haushalte getragen würden. Ob die Schulen nicht doch aktuell ein Treiber der Pandemie sind bzw. ohne Maskenpflicht nach den Sommerferien waren, wäre eine wirklich spannende Frage. Da sehe ich die Schülerinnen und Schüler sowie das Lehrpersonal in der Tat als Versuchskaninchen. Wollte man mal sehen, wie lange es ohne ausreichende Maßnahmen gut geht? Geht es ja offensichtlich nicht.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 27.10.2020.