Leserbrief zum Artikel Buchvorstellung: Dietmar Dath: »Hegel. 100 Seiten« – »Hegel to go. Vernünftige Zitate«
vom 27.08.2020:
Wichtigste Errungenschaft
Andreas Hüllinghorst kündigt an: »Nachdem der Philosoph und sein Werk in den letzten zwei Jahrhunderten auf ein bedeutungsschweres Aushängeschild des deutschen Idealismus und einseitiges Paradebeispiel für Dialektik verschmälert wurden, will Dath einen vielseitigeren Hegel präsentieren ...« Ich meine, es klingt nach Sensationshascherei und hat auch eine revisionistische Einfärbung. Hegel war ein objektiver Idealist in seinem genialen Denken. Das war nur möglich, weil er das gesamte Wissen im Wesen seiner Zeit sich zu eigen gemacht hatte. Und Hegels Dialektik war herausragend, wenngleich im idealistischen Begriffsgewand. Sie kann nicht für ein einseitiges Paradebeispiel stehen. Wer so denkt, verschmälert selbst. Lenin schreibt: »Marx blieb nicht beim Materialismus des 18. Jahrhunderts stehen, er entwickelte die Philosophie weiter. Er bereicherte sie durch die Errungenschaften der deutschen klassischen Philosphie und besonders des hegelschen Systems, das seinerseits zum Materialismus Feuerbachs geführt hatte. Die wichtigste dieser Errungenschaften ist die Dialektik, d. h. die Lehre von der Entwicklung in ihrer vollständigsten, tiefstgehenden und von Einseitigkeit freiesten Gestalt (E. R.), die Lehre von der Relativität des menschlichen Wissens, das uns eine Widerspiegelung der sich ewig entwickelnden Materie gibt.« (LW Bd. 19, S. 4/5).