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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Hartz-IV-Beziehern drohen wieder Sanktionen vom 03.07.2020:

Jobcenter und KSK

Zur Zeit wird viel über die rechte Ideologie im KSK geredet. Mir kam in diesem Zusammenhang die Frage: Wie sieht dies eigentlich beim Jobcenter aus? Gibt es dort keine Menschenhasser? Wer Menschen wegen Nichtigkeiten der Existenz beraubt, kann doch kein Menschenfreund sein. Auch wer Menschen völlig sinnlose Bewerbungen schreiben lässt, muss doch ein gewisses Maß an Sadismus in sich tragen.

Schauen wir uns die Zahlen an, dann wird die Sinnlosigkeit des Schreibens von Bewerbungen offensichtlich.
Gemeldetes Stellenangebot: 570.000, Arbeitslose: 2.853.000, Unterbeschäftigung: 3.604.000 (Quelle: https://statistik.arbeitsagentur.de/, Stand 3. Juli 2020, 8.12 Uhr).

Das sind in Summe 6.457.000 Menschen, die einen Vollzeitjob suchen. Denen stehen jedoch nur 570.000 offene Stellen gegenüber. Es ist für jeden ersichtlich, dass in diesem Land nicht alle einen Arbeitsplatz finden werden können. Warum dann dieses sinnfreie Schreiben von Bewerbungen? Einfach um ein Druckmittel gegen die Menschen zu haben. Genauso verhält es sich mit den Terminen. Auch hier kann, wie die Zahlen zeigen, keine wirkliche Hilfe bei der Suche nach einem Arbeitsplatz geleistet werden. Es geht auch hier nur darum, ein Druckmittel in der Hand zu haben. Die gerichtlich aufgehobenen Sanktionen zeigen auch, dass hier mehr willkürlich Sanktionen verhängt werden, als das es dafür einen triftigen Grund gibt.

Ich denke, dass die Menschenverachtung in der staatlichen Bürokratie wesentlich weiter verbreitet ist, als angenommen wird. Der wirkliche Skandal ist, dass ca. 6,5 Millionen Menschen jeden Tag um ihre Existenz kämpfen und die Jobcenter auf diesen Menschen völlig ungestraft herumtrampeln dürfen. Tag für Tag.
Jan Skalla
Veröffentlicht in der jungen Welt am 06.07.2020.