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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Der schwarze Kanal: Nach dem Krieg ist vor dem Krieg vom 09.05.2020:

Weit daneben

Diesen Kommentar zum Spiegel-online-Beitrag von Alexander Neubacher kann ich in keiner Weise nachvollziehen. Neubacher fragt, ob der Begriff »Befreiung« in bezug auf die deutsche Bevölkerung angemessen sei, eine durchaus bedenkenswerte Frage, denn, wie er schreibt: »Normalerweise sind es die Opfer, die befreit werden, nicht die Täter.« Nun gibt es trotzdem gute Gründe, den 8. Mai »Tag der Befreiung« zu nennen, aber es geht Schölzel offenbar nicht darum, diese Gründe zu benennen. Statt dessen schreibt er merkwürdige Erörterungen über die Einwohnerzahlen mit und ohne annektierte Gebiete, was in keinem Zusammenhang mit Neubachers Beitrag steht, und unterstellt Neubacher, dass er die DDR ignoriere, indem er ihn zitiert: »Die Deutung des Kriegsendes als ›Befreiung‹ geht auf eine Rede des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker aus dem Jahr 1985 zurück.« Nur dass bei Neubacher zu lesen ist: »Die Deutung des Kriegsendes als ›Befreiung‹ geht in der Bundesrepublik auf eine Rede des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker aus dem Jahr 1985 zurück.« Auf dieser Zitatverfälschung baut Schölzel dann eine ausführliche Darstellung des deutlich anderen Umgangs der DDR mit dem Erbe des Faschismus auf, was in der Sache vollkommen richtig ist, aber sich nicht als Vorwurf gegen Neubacher eignet. Ich finde, harte, wütende Kritik sollte sich auf die tatsächlichen Geschichtsverfälschungen konzentrieren, wie sie derzeit vor allem bei der Umdeutung der Kriegsverantwortung produziert werden, und sich nicht auf Autoren stürzen, die Täter und Opfer klar benennen und sich gerade nicht den angeblich 53 Prozent zugesellen, die meinen: »Es waren nur einige Verbrecher.«
Werner Simonsmeier