Leserbrief zum Artikel USA schränken Exporte nach China weiter ein
vom 28.04.2020:
Die Dollar-Illusion
Die Handelsbilanz ist die rechnerische Gegenüberstellung der Ein- und Ausfuhr aller Waren einer Volkswirtschaft innerhalb eines bestimmten Zeitraumes. Das Minus in der amerikanischen Handelsbilanz ist chronisch. Die größte Volkswirtschaft der Welt importiert mehr Waren, als sie im Gegenzug exportiert. Im Normalfall führt ein hohes Handelsdefizit zu einer steigenden wirtschaftlichen Abhängigkeit von anderen Staaten und kann die Verschuldung im Ausland erhöhen. Bei den USA wirkt dieses Prinzip jedoch nicht. Warum nicht? Warum kann der Dollar bei einer so miserablen Leistungsbilanz der USA doch noch Reservewährung der Welt bleiben? Natürlich wissen die Teilnehmer der Börsen, dass Währungen auf Dauer nicht stärker sein können als die ihnen zugrunde liegenden Volkswirtschaften. Konsum ohne Produktion, Import ohne Export, Wachstum auf Kredit, das alles kann es dauerhaft nur im Jenseits geben, im hiesigen Leben wird es keinen Bestand haben. Die Antwort ist erschreckend einfach: Alle wissen um die Gefährlichkeit des Spiels, aber es scheint ihnen weniger gefährlich als auszusteigen. Denn was haben sie von einer allzu hektischen Reaktion zu erwarten? Beginnen die Investoren selbst damit, ihre Banknoten und Staatsanleihen auf den Markt zu werfen, verlieren sie ihr Geld, päckchenweise oder in einem Rutsch. Beides würden sie gern vermeiden, und sei es nur für eine Weile. Der Dollar verdient das Vertrauen, weil er es sonst verliert. Man kauft ihn, um ihn nicht verkaufen zu müssen. Der Dollar ist stark, weil nur das gegen seine Schwäche hilft. Es wird mit großer Beharrlichkeit gegen die Realität an geträumt und angekauft, weil das tatsächlich den Traum für einige Zeit zur Realität werden lässt. So läuft es zur Zeit mit der Dollar-Illusion. Die Frage lautet jedoch: wie lange noch?werden lässt. So läuft es zur Zeit mit der Dollarillusion. Die Frage lautet jedoch wie lange noch?