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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Kommentar: Teurer Imperialismus vom 22.04.2020:

Ende der US-Hegemonie

Stand Russland in 2013 noch an der Spitze der Top 10 der größten Ölproduzenten, haben die USA im Jahr 2014 dank des Einsatzes von Ölfracking die Spitzenposition gnadenlos erklommen und auch ihren Vorsprung vor Russland und Saudi-Arabien im letzten Jahr sogar weiter ausgebaut haben. Also, die USA sind verantwortlich für eine Ölschwämme auf dem Ölmarkt. Darüber hinaus sind sie durch Kriege und Sanktionen verantwortlich dafür, dass Iran, Venezuela, Libyen und Irak den Weltmarkt nicht bedienen können! Der Angriff auf zwei Ölanlagen in Saudi-Arabien 2019 hat zu einem sprunghaften Anstieg des Ölpreises geführt. Damals schwadronierten Fachleute noch darüber: ob ein einzelner Vorfall wie dieser tatsächlich eine Ölknappheit im Markt auslösen kann?
Der Ölmarkt ist immer auch ein Finanzmarkt und nicht nur ein Rohstoffmarkt. Auch geht es an den Ölbörsen nicht um Lieferungen am nächsten Tag, sondern in den kommenden Monaten. Insofern werden heute also vor allem Erwartungen und Einschätzungen von Spekulanten gehandelt, die an einer Verschärfung der Lage interessiert sind und darauf setzen.
Die imperiale US-Hegemonie beruht auf der Basis des Petrodollars. Soweit der Ölpreis künstlich durch Maßnahmen wie Kriege, Sanktionen und Spekulationen hochgepuscht halten konnte, war sie noch in Ordnung. Mit dem derzeitigen Ölpreiszerfall hat die Kernschmelze der US-amerikanischen imperialen Hegemonie unaufhaltsam begonnen. Dadurch wird kurzfristig das Weltwirtschaftssystem, wie wir es bisher hatten, am Ende sein. Auf die Coronaepidemie und die Jahrzehnte akuter Finanzprobleme folgt ein deflationärer Schock für die Realwirtschaft. Ein künstlich teurer Imperialismus wird von dem Weltmarkt nicht mehr toleriert, nicht mehr gebraucht! Am Ende steht die Frage, ob unser Geld- und Wirtschaftssystem wirklich noch funktionieren wird.
Istvan Hidy