Leserbrief zum Artikel Kampf gegen Coronavirus: Solidarität jetzt!
vom 27.03.2020:
Unmenschliches System
Ich denke, die Grundrichtung meiner Meinung ist immer noch richtig. Noch schärfer ausgedrückt, hätte ich geschrieben, dass die Regierung völlig unfähig ist, den Kampf gegen diese Krankheit zu leiten. Es fehlt eine mit allen Vollmachten ausgestattete zentrale Kommission unter energischer, durchgreifender Leitung, die über alle Privateinrichtungen und Betriebe hinweg straff organisierte Maßnahmen trifft und kontrolliert. In der DDR wäre es so – ich habe einige Zeit in der Regierung gearbeitet –, wenn es auch durch das Staatseigentum leichter war. Nach wie vor wird zentral betont, dass sich Menschen auf das Sterben einrichten müssen, was in den sozialistischen Staaten China und Kuba nie zu hören ist – und nur nochmals die Unmenschlichkeit des kapitalistischen Systems bestätigt. Verschwiegen wird die unmenschliche Ausstattung der kapitalistischen Gesundheitssysteme. Man hört vom Robert-Koch-Institut nichts über die Behandlungsmethoden in den Krankenhäusern, ob sie mit angemessenem Tempo, Sachkunde usw. durchgeführt werden, über neue Geräte und neue Methoden und darüber, ob die Maßnahmen und Erfahrungen anderer Länder – es gibt bereits wieder Informationen aus der Akademie der Wissenschaften Russlands zu drei neuen Medikamenten – verwertet werden. Warum sollen nicht Mediziner anderer Bereiche, die zur Zeit wenig ausgelastet sind, wie Zahnärzte, die aber eine volle medizinische Ausbildung haben, den Schwestern in den Intensivstationen zur Seite gestellt werden?
Veröffentlicht in der jungen Welt am 07.04.2020.