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Leserbrief zum Artikel Aristokratischer Faschismus: Totale Mobilmachung vom 28.03.2020:

Nicht nachvollziehbar

Sind der jungen Welt etwa die Themen ausgegangen, dass man es für nötig findet, Ernst Jünger zwei ganze Seiten zu widmen? Was Ernst Jünger und seine Werke charakterisiert, ist in wenigen Sätzen zu sagen: Er war begeisterter Militarist, der den Krieg und den Heldentod verherrlichte. Sein Gesellschaftsmodell war geprägt von Führer und Gefolgschaft, also Befehl und Gehorsam. Deshalb hatte er nichts übrig für demokratische Bestrebungen, also auch nicht für die Weimarer Republik. Seine nationalistische Position entsprach durchaus den Nationalsozialisten, die ihm nicht radikal genug waren. Antisemitismus störte ihn nicht. Schon allein diese paar Punkte sprechen meines Erachtens dagegen, ihm in der jungen Welt soviel Raum zu geben. Der Autor des Artikels, Kai Köhler, geht aber noch weiter, indem er den »Arbeiter«-Essay als »lesenswert« empfiehlt und sogar noch einen hinkenden Vergleich zur heutigen Situation wegen des Coronavirus zieht. Er meint, dass Jüngers Analysen zum jetzigen Zeitpunkt auf »größere Zustimmung« stoßen würden. Seine Ausführungen dazu kann ich nur als fragwürdig, wenn nicht gar zynisch bezeichnen. Nach diesem irritierenden Abstecher in die Gegenwart widmet sich der Autor wieder Jünger, der mit 37 Jahren sein »Meisterwerk« abgeliefert habe, auf das in den mehr als 60 Jahren danach nichts »Gleichwertiges« mehr folgte. Ob Köhler das bedauert? Seine Leseempfehlung kann ich keineswegs nachvollziehen. Da gibt es sicher viele bessere Bücher, die »lesenswert« sind.
Dr. Irene Wagner
Veröffentlicht in der jungen Welt am 02.04.2020.