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Leserbrief zum Artikel Kommentar: Krankes System vom 14.03.2020:

Gesellschaftliche Verantwortung

Der Kapitalismus als krankes System – das kommt immer mehr Menschen zu Bewusstsein oder als ungutes Gefühl in den Bauch. Wie ein Gesundheitssystem todkrank, aber profitabel gemacht wurde, dagegen haben alle, die um Spielregeln des Kapitalismus wissen, vor fast 30 Jahren demonstriert und protestiert. Es fehlte an Kraft, Masse, Verstand (...). Nicht nur dem Profit unterworfenes und dafür krankgespartes Gesundheitswesen offenbart das kranke System. Alle öffentlichen Güter, Daseinsvor- und fürsorge, allen denk- und undenkbaren Märkten unterworfene Menschlichkeit wandelt sich in Unmenschlichkeit.
Eine Gesellschaft, in der der Mensch das Maß der Dinge ist, wird immer bedeutend leichter, besser, rationeller und verlustarmer mit solchen Katastrophen fertig werden. Gerechter damit umzugehen, an gesellschaftlichem Interesse messen, das kann Kapitalismus nur sehr eingeschränkt, wie sich nicht besser abzeichnen könnte. Größte Sorgen und Ängste lösen Kursstürze an der Börse aus, Wirtschaft schreit um Staatshilfe und erwartet, dass der Staat bedrohte Profiterwartungen des fiktiven Kapitals mit Steuermitteln, damit auch zu Lasten der Lohnabhängigen, abfängt. Verluste sozialisieren und Profite privatisieren nach bewährter Art, was jeder kapitalistischen Marktverherrlichung entgegensteht. Jede Gesellschaft ohne grundlegenden Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion und privatkapitalistischer Aneignung, eine sozialistisch organisierte Gesellschaft, hat unmittelbar den großen Vorteil, nicht profitverpflichtet vor allem anderen zu handeln. China, dem zu Beginn aus unseren Medien Hass, Hetze, Belehrungen entgegenkamen, hat offenbar eine Wirtschaftsstruktur, in der der Staat noch gesellschaftliche Verantwortung wahrnimmt vor staatsmonoplitischer. Über alle nur denkbaren Kanäle und Expertenrunden wird die Bevölkerung geradezu mehr verunsichert, in Stimmungen versetzt und eher nicht zu Ruhe, Bedacht und Vertrauen in staatliche Maßnahmen für das Wohl der Menschen, Familien und Kinder. Die Märkte spielen verrückt, wenn Profite gewittert werden oder bedroht sind. Hamsterkäufe, die Ärmsten der Armen allein lassen, das ist die berühmte Wertegesellschaft. Was Turbulenzen an den Geldmärkten, Regulierungen an Finanzmärkten unmittelbar und überhaupt mit notwendiger Soforthilfe und Bekämpfung der Pandemie zu tun haben, das wäre uns mal zu erklären.
Roland Winkler, Aue
Veröffentlicht in der jungen Welt am 18.03.2020.
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