Leserbrief zum Artikel Kommentar: Krankes System
vom 14.03.2020:
Schulschließungen sinnvoll?
Sind die Schulschließungen wirklich sinnvoll? Kinder haben einen milden Verlauf. Jene Personen mit dem Risiko eines schweren Verlaufs einer Coronainfektion haben durchaus zumutbare Möglichkeiten, sich vor einer möglichen Infektion wirksam zu schützen, Hände waschen, Abstand halten, zu Hause bleiben etc. Darüber hinaus könnten sie gezielt öffentlich unterstützt werden, durch kostenlose Bereitstellung von Desinfektionsmitteln, Masken, Freistellung von Arbeit bei voller Lohnfortzahlung, gegebenenfalls Hilfsdiensten wie Essens- oder Lebensmittellieferungen etc. Bertelsmann, derzeit am Pranger wegen der Forderung, Kliniken zu schließen, kann jedoch durch die zweifelhaften Schulschließungen und damit verbundenen Notwendigkeit von Fernunterricht die Popularisierung einer anderen umstrittenen Forderung verzeichnen: die der »Digitalisierung der Bildung«. Ausgerechnet Unternehmen wie Bertelsmann könnten so verstärkt Zugriff auf die Gestaltung von Unterrichtsmaterialien und Schuldaten bekommen, während der Unterricht für die Eltern intransparenter wird. Und Lehrkräfte werden am Ende auch eingespart werden, während Bertelsmann und Co. ihre Onlineprogramme verkaufen. Unterdessen könnten die Schließungen von Schulen und Kitas viele Eltern, insbesondere jene mit geringem Einkommen, vor schwere Probleme der Kinderbetreuung stellen. Übrigens bedeutet auch Home-Office-Arbeit, dass die Eltern den Kindern kaum parallel die erforderliche Aufmerksamkeit zukommen lassen können. Es ist zu befürchten, dass Kinder unbeaufsichtigt zu Hause bleiben, ungeeigneten Aufsichtspersonen überlassen werden, vor Fernseher, Spielkonsole oder Computer ruhig gestellt werden. Oder dass Eltern zwecks Kinderbetreuung der Arbeit fernbleiben und aufgrund von Lohneinbußen in existentielle Probleme geraten. Oder eben doch die Großeltern einspringen müssen, die wiederum ein erhöhtes Sterberisiko im Falle einer Infektion haben.