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Leserbrief zum Artikel E-Mobilität: Verzögerter Baubeginn vom 18.02.2020:

Warum ausgerechnet dort?

Die Umweltfolgen des geplanten Tesla-Werks im beliebten Naherholungsgebiet bei Grünheide sind insgesamt gravierend. Obwohl klar ist, dass Waldbäume für das erträgliche Klima eine riesige Bedeutung haben, weil sie wie alle Landpflanzen mit ihren unzähligen mikroskopisch kleinen Spaltöffnungen an den Blättern (Nadeln sind auch Blätter), vereinfacht gesagt, überschüssigen Sauerstoff sowie Wasserstoff abgeben, was Spaziergänger oft erfrischt, sowie große Mengen an Kohlenstoff aufnehmen und so für die Beseitigung dieses Schadstoffes sorgen, sollen dort 100 Hektar Wald (bis zu 300 Hektar waren im Gespräch) einfach gerodet werden. Und das, obwohl in Brandenburg Tausende Hektar an Aufschüttungen (Kippen) aus dem Abraum der Tagebaue, oft nur spärlich bewachsen, zur Verfügung stehen.
Hinzu kommt die Bereitstellung von Wasser, obwohl in Brandenburg schon jetzt größte Trockenheit herrscht und der Landwirtschaft großer Schaden entsteht. Das Ganze wird noch millionenfach mit staatlichen Mitteln gefördert, anstatt diese Mittel für die zukünftige Sicherung der Wasserversorgung zum Beispiel durch weitere Wasserrückhaltebecken, entsprechend dem in der DDR errichteten bei Spremberg, einzusetzen und die Beregnung stark auszubauen.
Wenn im 21. Jahrhundert eine Fabrik neu errichtet wird, muss die Technologie so beschaffen sein, dass praktisch keine Abprodukte entstehen, was erfordert, dass z. B. Wasser in eigenen Aufbereitungsanlagen behandelt und im Kreislauf wieder dem Produktionprozess zugeführt wird. Bereits seit fast 200 Jahren ist die Forderung bei Karl Marx nachzulesen. Hier soll, soweit bekannt, in mittelalterlicher Art dem Land Brandenburg das Abwasser übergeben werden.
Obwohl es im anarchischen System des Kapitalismus eine »alte Kamelle« wie eine gesamtvolkswirtschaftliche Planung nicht gibt, sollten sich die Brandenburger solche Fragen stellen. Soll damit der Bedarf an E-Autos in Deutschland abgedeckt werden, obwohl riesige Autounternehmen vorhanden sind und dort gerade viele Tausend Arbeiter ihre Arbeit verlieren? Sollen diese Autos nach Afrika exportiert werden?
Die Frage ist, warum gerade Brandenburg für den Standort ausgewählt wurde. Vielleicht weil hier »alles billig zu haben« ist? Zumindest sollte wegen des erbitterten Konkurrenzkampfes auch eine Pleite mit bedacht und in den Verträgen ein Rücklagefonds festgelegt werden, mit dem die evtl. Fabrikruine geräumt und die Flächen wieder aufgeforstet werden können.
Die hervorragendste Lösung für die Umwelt, den Frieden und die Menschen wäre, die Fabrik auf einem Truppenübungsplatz, von denen Brandenburg viele hat, zu errichten oder ein Panzerwerk für diese Friedensproduktion umzurüsten.
Gerhard Ulbrich
Veröffentlicht in der jungen Welt am 20.02.2020.
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