Leserbrief zum Artikel Aus Leserbriefen an die Redaktion
vom 16.01.2020:
Von langer Hand
Marius van der Meer hat formal recht, was die offizielle Chronologie betrifft. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass Gysi ein Initiator der für mich entwürdigenden Demonstration vom 4. November 1989 war. Nicht die Arbeiterklasse tat da ihren Unwillen kund, sondern überwiegend auch aus Langeweile getriebene, abenteuersüchtige Jugendliche, von zielgerichtet tätigen Oppositionellen geleitet, traten da willfährig mit dreisten Transparenten und oft kostümiert auf. Nach meinen Informationen hatte Gysi zuvor in einer Zusammenkunft von überwiegend Künstlern in der Volksbühne die Demonstration vorgeschlagen und, wie er kürzlich bei Markus Lanz im ZDF bekannte, auch diese wohl beantragt. Deswegen durfte er, wie er dort stolz berichtete, auch als dritter Redner nach zwei Schauspielerinnen anschließend auf dem Alexanderplatz nach Manuskript sprechen. Übrigens erinnere ich mich, dass bereits im Mai 1989 ein Pfarrer live per Telefon aus Leipzig im Westfernsehen dreist vom baldigen Ende der DDR sprach. Das Ganze war also von langer Hand vorbereitet, und Gysi kam nicht erst spontan im Parteiputsch vom 3. Dezember 1989 mit Berghofer an die Macht.