Leserbrief zum Artikel Abwicklung der DDR: Sendeschluss
vom 07.12.2019:
Bogen weiter spannen
Die Analyse über das Ende des DDR-Rundfunks greift zu kurz. Zum einen muss man einer Person wie Rudolf Mühlfenzl auch ein gewisses Umdenken attestieren, da er sich zumindest am Ende für die Rettung des Jugendradios DT 64 eingesetzt hat, dem im übrigen noch heute unter seinem neuen Namen »MDR Sputnik« selbst im von Bodo Ramelow regierten Thüringen trotz eines Medieneinheitsbreis keine UKW-Frequenzen zur Verfügung gestellt werden. Zum anderen sollte man die Schuld für die Geschehnisse nicht nur auf einen früheren SFB-Chef schieben, da es insbesondere in der damaligen CDU ein starkes Interesse dafür gab, zum Beispiel den DFF nicht neben dem ZDF als überregionale TV-Station zu etablieren, da man hiermit einen weiteren eher linken Sender neben der ohnehin schon kritisch beäugten ARD befürchtete. Deshalb muss man den Bogen in jedem Fall weiter spannen, zumal ebenfalls im Printbereich eine sehr ähnliche Entwicklung stattgefunden hat, wodurch sich bis in die Gegenwart gerade in den Führungspositionen der Verlage nur sehr wenige ostdeutsche Personen befinden!
Veröffentlicht in der jungen Welt am 10.12.2019.