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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Fachhochschulen in Männerhand vom 08.11.2019:

Demokratie statt Bertels»frauen«

Geschätzte jW-Redaktion, mit der unkritischen Wiedergabe einer »Analyse« des zum Bertelsmann-Komplex gehörenden »Centrums für Hochschulentwickung« (CHE) unter dem Schlagwort »Feminismus« kolportiert Ihr leider – wieder einmal – unbekümmert Bertelsmann-Propaganda. Dem Feminismus an Hochschulen bzw. Fachhochschulen und Universitäten wäre vor allem mit einer Demokratisierung der Hochschulen und Hochschulpolitik gedient und nicht damit, dass für autoritäre Spitzenpositionen zukünftig mehr Frauen berücksichtigt werden. CHE-Geschäftsführer Jörg Dräger war einst Hamburger Senator für Wissenschaft und Gesundheit. Sein Amt nutzte er jedoch nicht zur Frauenförderung, sondern um z. B. Hochschulräte, bestückt mit Bertelsmann-freundlichen Konzernmanagerinnen und -managern, sowie Studiengebühren, Konkurrenzdruck, Drittmittelabhängigkeit, BA/MA einzuführen und die Demokratie zu dezimieren zugunsten der Stärkung der zentralen Steuerung durch den Präsidenten/die Präsidentin – alles nach Vorgaben aus dem Hause Bertelsmann, unter Mitwirkung von dem seinerzeit von Bertelsmann-Patriarch Reinhard Mohn persönlich rekrutierten CHE-Chef Detlef Müller-Böling, inspiriert von Konzepten des European Round Table of Industrialists (ERT) und gegen erhebliche Proteste von seiten der Studierenden. Ach ja, während Drägers Amtszeit in Hamburg wurde auch eine Frau kurzzeitig Präsidentin der Uni Hamburg. Es handelte sich um die Raketenforscherin Monika Auweter-Kurz, genannt »Raketen-Moni«, mit Verbindungen in die Rüstungsindustrie. »Gefunden« wurde sie von dem »Headhunter« Klaus Landfried, ehemals Mitglied im Beirat des CHE und damit bestens in die Bertelsmann-Seilschaften eingebunden. Wegen anhaltender Proteste wegen ihres autoritären Führungsstils musste Auweter-Kurtz schließlich zurücktreten. Ihr Nachfolger wurde dann allerdings, wiederum dank Bertelsmann-Seilschaften, ein Mann, Dieter Lenzen, der sich zuvor als Präsident der FU Berlin ähnlich unbeliebt gemacht hatte. Eine Niederlage für den Feminismus?
Wiebke Priehn