Leserbrief zum Artikel Geschichte der BRD: Bombenstimmung
vom 28.10.2019:
Remilitarisierung Westdeutschlands
In dem informativen Artikel über die Debatten zur Wiederbewaffnung in den Westzonen 1948/49 wird vermerkt, dass »nicht nur in der westdeutschen Bevölkerung der Gedanke, wieder eine Armee aufzustellen und vielleicht erneut in einen Krieg ziehen zu müssen, außerordentlich unpopulär war«, genauso wie übrigens auch in Frankreich und Großbritannien. Jedoch: »Das Trommelfeuer der antisowjetischen und antikommunistischen Propaganda« gegen den begründeten Antimilitarismus, »in Italien und Frankreich durch den katholischen Klerus noch verstärkt, blieb schließlich nicht ohne Wirkung«.
Das gleiche geschah, darauf sei im Folgenden ergänzend hingewiesen, dann auch in Westdeutschland mit Hilfe der beiden Großkirchen. So forderte der Kardinal Joseph Frings von Köln am 23. Juni 1950 auf dem Diözesankatholikentag in Bonn die westdeutsche Remilitarisierung. Nur wenig später, auf dem Essener evangelischen Kirchentag im August 1950, erhob der Theologe und spätere langjährige Bundestagspräsident Eugen Gerstenmaier (CDU) die gleiche Forderung, die »Erschrecken, wenn nicht Entsetzen« hervorrief, so dass der Rat der EKD, das höchste Gremium der evangelischen Kirche, umgehend beschloss: »Einer Remilitarisierung Deutschlands können wir das Wort nicht reden«. Dieser Beschluss trug zwar dazu bei, dass der Präses der EKD-Synode, Gustav Heinemann, da noch CDU, seinen Rücktritt als Innenminister im Kabinett Adenauers ankündigte, der, wie Heinemann erfuhr, die Wiederbewaffnung betrieb – doch es wurden sehr bald auch in der evangelischen Kirche diejenigen Theologen aktiv, die vom Militärdenken seit jeher durchdrungen waren: an der Spitze der Berliner Bischof und Ratsvorsitzende der EKD, Otto Dibelius, und sein Stellvertreter, der Hannoversche Landesbischof Hanns Lilje. Dibelius’ Aufstieg begann durch seine entsetzlichen Kriegspredigten ab 1914; als Generalsuperintendent der Kurmark (Brandenburg) teilte er »seinen« Pfarrern 1928 mit: »Ich habe mich immer als Antisemiten gewusst«; am »Tag von Potsdam« 1933 verkündigte er mit Hinweis auf Luthers Haltung im Bauernkrieg, dass »die Kirche der rechtmäßigen staatlichen Gewalt nicht in den Arm fallen darf«, und bekräftigte bald danach noch einmal, »seit seiner Studentenzeit im Kampf gegen Judentum und Sozialdemokratie gestanden zu haben«. Er sollte ebenso wie sein Stellvertreter Garant dafür werden, dass die Zustimmung zur Remilitarisierung schließlich auch im Protestantismus mehrheitlich zustande kam.
Das gleiche geschah, darauf sei im Folgenden ergänzend hingewiesen, dann auch in Westdeutschland mit Hilfe der beiden Großkirchen. So forderte der Kardinal Joseph Frings von Köln am 23. Juni 1950 auf dem Diözesankatholikentag in Bonn die westdeutsche Remilitarisierung. Nur wenig später, auf dem Essener evangelischen Kirchentag im August 1950, erhob der Theologe und spätere langjährige Bundestagspräsident Eugen Gerstenmaier (CDU) die gleiche Forderung, die »Erschrecken, wenn nicht Entsetzen« hervorrief, so dass der Rat der EKD, das höchste Gremium der evangelischen Kirche, umgehend beschloss: »Einer Remilitarisierung Deutschlands können wir das Wort nicht reden«. Dieser Beschluss trug zwar dazu bei, dass der Präses der EKD-Synode, Gustav Heinemann, da noch CDU, seinen Rücktritt als Innenminister im Kabinett Adenauers ankündigte, der, wie Heinemann erfuhr, die Wiederbewaffnung betrieb – doch es wurden sehr bald auch in der evangelischen Kirche diejenigen Theologen aktiv, die vom Militärdenken seit jeher durchdrungen waren: an der Spitze der Berliner Bischof und Ratsvorsitzende der EKD, Otto Dibelius, und sein Stellvertreter, der Hannoversche Landesbischof Hanns Lilje. Dibelius’ Aufstieg begann durch seine entsetzlichen Kriegspredigten ab 1914; als Generalsuperintendent der Kurmark (Brandenburg) teilte er »seinen« Pfarrern 1928 mit: »Ich habe mich immer als Antisemiten gewusst«; am »Tag von Potsdam« 1933 verkündigte er mit Hinweis auf Luthers Haltung im Bauernkrieg, dass »die Kirche der rechtmäßigen staatlichen Gewalt nicht in den Arm fallen darf«, und bekräftigte bald danach noch einmal, »seit seiner Studentenzeit im Kampf gegen Judentum und Sozialdemokratie gestanden zu haben«. Er sollte ebenso wie sein Stellvertreter Garant dafür werden, dass die Zustimmung zur Remilitarisierung schließlich auch im Protestantismus mehrheitlich zustande kam.