Gegründet 1947 Freitag, 26. April 2024, Nr. 98
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel AfD in Thüringen: Staatsnahe Partei vom 15.10.2019:

Untertan des Mammons

Warum ist die AfD in Thüringen gegen Islamisierung des Abendlandes? Mit Glaube hat das nichts zu tun, drei von vier Ostdeutschen gehören keiner Kirche an. Warum dann dieses Schreckgespenst der AfD? Haben die AfD-Wähler vielleicht Angst davor, dass wie im Islam die Frau wieder das Haus und die Kinder hüten soll und der Mann wieder alleine für die Familie sorgen muss? Ja, tatsächlich heute müssen in der Familie beide arbeiten, und trotzdem erreichen sie nicht den Lebensstandard und Wohlstand, den der Vater alleine vor der Wende im Westen erarbeitet hatte. Obwohl die Bruttoinlandsproduktion sich seit 1991 mehr als verdoppelt hat, kommt bei den Familien nichts an. Warum sinkt der Lebensstandart bei vielen Bürgern, und warum starben seit 1972 mehr Menschen, als Kinder geboren wurden? Die AfD streitet nicht für die notwendigen Veränderungen in der Politik, es gibt gute Beispiele, wie es gehen könnte. Sondern sie macht für die gesamtgesellschaftlichen Probleme die Schwächsten in der Gesellschaft verantwortlich, die Hartz-IV-Bezieher und die Flüchtlinge. Wie wäre es mit eine umfassenden Steuerreform und Abschaffung der Agenda 2010? Oder die Christdemokraten dabei zu unterstützen, ihr Ahlener Programm von 1947 endlich nach 72 Jahren umzusetzen, wo es heißt: »Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutsches Volkes nicht gerecht geworden. Inhalt und Ziel dieser sozialen und wirtschaftlichen Neuordnung kann nicht mehr das kapitalistische Gewinn- und Machtstreben, sondern nur das Wohlergehen unseres Volkes sein.« Frei nach Heinrich Mann fällt mir da aus dem »Untertan« nur ein: Der AfD-Wähler liebt die markigen Worte, für die er mit Taten niemals einsteht. Sein »Ich« richtet er am hohlen Idealismus auf, in den die Macht sich kleidet, in diesem Fall am Nationalismus und Größenwahn, die Hand in Hand gehen. Der AfD-Wähler ist das glatte Dementi des selbstbewussten Bürgers und verantwortungsvollen Staatsbürgers, der in der Tradition und im Geist der Aufklärung aktiv und eigenverantwortlich am Gemeinwesen teilnimmt und dieses mitgestaltet. Der AfD-Wähler ist und bleibt für alle Zeiten: »der Untertan des Mammons«!
Stanislav Sedlacik, Weimar
Veröffentlicht in der jungen Welt am 19.10.2019.
Weitere Leserbriefe zu diesem Artikel:
  • Unbeantwortete Fragen

    Es ist schön, dass Sie, Herr Markus Bernhardt, in der Bundesrepublik Ihre Meinung öffentlich äußern können. Es ist gut so, und es soll auch dabei bleiben. Jedoch finde ich, die AfD erstarkte nicht von...
    Istvan Hidy