Leserbrief zum Artikel Kommentar: Entfremdung
vom 04.10.2019:
Britische Kapitalinteressen
Boris Johnson vertrat von Anfang an als »Brexit«-Befürworter britische Kapitalinteressen, die sich von einem Austritt aus der EU freie Hand und größere Gewinne versprechen. Am 23. Juni 2016 stimmte die Mehrheit der britischen Bevölkerung in einem Referendum für einen Austritt des Landes aus der EU. Es passierte lange nichts, ein gewollte Chaos entstand. Mit Boris Johnson wurde der führende Kopf der Austrittskampagne zum Premierminister auserkoren. Seit seiner Amtsübernahme scheint er fest entschlossen, koste es, was es wolle, Großbritannien mit allen Mitteln bis zum 31. Oktober aus der EU zu führen. Seither laufen milliardenschwere Wetten mehrerer Hedgefonds auf dieses »Brexit«-Datum. Das allein wäre noch nicht auffällig. Aber, wenn wir ein Blick auf Boris Johnsons Geldgeber werfen, ergibt sich das Bild, dass um die Dreiviertel der Spenden für seine Pro-»Brexit«-Kampagne und aller finanziellen Zuwendungen seit dem Tag, an dem er seinen Anspruch auf Theresa Mays Nachfolge anmeldete und antrat, von Hedgefonds, Tradern der City of London und wohlhabenden Großinvestoren stammen (Byline Times). Die Spenden stiegen nach seiner Kandidatur sprunghaft an und erreichten im September ein Volumen von mehr als acht Milliarden britische Pfund. Könnte es vielleicht sein, dass die Entscheidungen über Großbritanniens Zukunft gar nicht in der Downing Street, sondern in der City of London getroffen werden? Die City of London ist, basierend auf ihrem Status als eigenständiger Rechtseinheit, einer der größten Finanzplätze der Welt. Um den Platzbedarf der zukünftigen Weltfinanzindustrie und Geldelite zu decken und sie hierherzulocken, soll dieser Status auf England erweiternd übertragen werden, um Platz und rechtliche Sicherheit für eine neu gewachsene internationale Geldelite zu bieten. Diese Geldelite wird am geplanten Tiefpunkt des Pfunds Sterling in England günstig »alles« aufkaufen und ihr neues »Finanznest England/Wales« als neue »Caiman-Inseln« legal ausbauen. Nordirland und die Schotten treten der EU bei. Gute Nacht, Großbritannien!