Leserbrief zum Artikel Klima und Marxismus: Erschöpfte Springquellen
vom 28.08.2019:
Perfekt im Griff
Vielleicht sollte es die Menschheit endlich einmal mit der Lebensphilosophie von Paul Lafargue probieren. Ist doch das ständige Arbeitenmüssen die Ursache der Kriege und Umweltzerstörungen (auch nur ein Krieg – gegen die Umwelt). Es klingt zunächst wie ein Paradoxon, dass der Mensch arbeiten muss, um Geld zu verdienen, und damit sein Überleben sichert – mit dem Ausüben dieser Arbeit aber seine Lebensgrundlage beseitigt. Bei genauerer Betrachtung stellt sich dann heraus, dass die natürliche, kostenlose Lebensgrundlage letztlich durch eine industrielle, kostenpflichtige ersetzt wird. Endstadium dieses völlig pervertierten Systems dürfte wohl die industrielle Sauerstoffproduktion sein, um das durch eine hoffnungslos dezimierte Vegetation bewirkte Sauerstoffdefizit auszugleichen. Dann wird jeder Haushalt so wie heute mit Wasser, Strom, Gas, Telefon und Internet5 zusätzlich mit Frischluft versorgt – centgenau abgerechnet. Das Bedürfnis des Atmens wird dann einen unvorstellbar gigantischen Wirtschaftszweig hervorbringen. Aber unsere arbeitswütige Gesellschaft wird auch dieser durchgeknallten »Entwicklung« wohlwollend zustimmen; immerhin werden dadurch unzählige neue Arbeitsplätze entstehen. Nein, ich seh’ es so wie Dirk C. Fleck in seiner Videobotschaft »Die ignorierte Katastrophe«: Diese Welt und mit ihr die Menschheit sind dem Untergang geweiht. Die Drops sind ausgelutscht. Die Mächtigen haben ihre Sache perfekt im Griff.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 07.09.2019.